Musik: Liam Lawton, deutsche Fassung: Alexander Bayer
Preis: 19,80 €,
Liederheft: 5,- €
Chorpartitur: 14,90 €
Dehm-Verlag Limburg
Im englischsprachigen Raum blüht die christliche Popmusik. Wenn man sie importiert, stört, dass die vertonten Texte oft von felsenfester Schnoddrigkeit sind. Ein andermal schunkeln sie betulich an der Kitschgrenze entlang. Im Übrigen wird für die liturgische Verwendung durch die Gemeinde zu Recht ein deutscher Text bevorzugt.
Um hier Abhilfe zu schaffen, hat sich der Theologe und Künstler Alexander Bayer (Spiritus Rector des Ensembles Entzücklika) Liam Lawtons “Irischer Messe“ (1998) angenommen und 15 Titel „ins geliebte Deutsch“ übertragen. Ihm gelingt eine echte Neuschöpfung. Man nehme etwa das jubelnde „Es kehrt wieder der große Gesang“ (Tr.12): Die begeisternde Komposition hat das Zeug, ihre Sänger besoffen zu machen. Bayer aber gelingt durch seinen klugen Text („die Wüste stirbt an Oasen“), dass man sich nachher nicht dafür schämen muss, hingerissen worden zu sein.
Mit starken Bildern („Was sich erhoben hat gegen uns, machst du zunichte“, Gloria, Tr. 4) – und ohne banale Reime – rückt Bayer an einigen Stellen der Musik des angesehenen Komponisten auf die Pelle: Den Fokus mancher Prediger auf das erwünscht schlechte Gewissen Ihrer Zuhörer fasst Bayer ins treffende Bild von der „Sintflut im Mund“.
Solche Liedtexte lohnen für sich genommen schon die Meditation. Dass sie der Musik nicht in die Quere kommen sondern sie – fast immer – eher noch aufwerten, zeugt von Bayers Vermögen, sich die fremde Komposition wie einen Handschuh überzustreifen. Nur manchmal rumpelt das ein bisschen. Etwa in den Solo-Strophen des „Ehre sei Gott“ (Tr.4). Da will Bayer einfach zu viel „unterbringen“ und die Textfülle beschert den fließenden Melodien unnötige Ecken und Haken. Manches („Alleluja“) bleibt weitgehend unangetastet von schriftstellerischer Bearbeitung. Das Kyrie (Tr. 3) wurde im Lateinischen belassen. Ein „Ave Maria“ (Tr. 13) ergänzt das Opus sinnvoll. Dessen Text wiederum gerät derart üppig biblisch anspielungsreich, dass man leicht einen Liederzyklus hätte draus machen können.
Hans-Werner Scharnowski hat wunderbare Arrangements geschaffen, die das Werk zu „ganz großem Kino“ werden lassen. Streicherklang, Tin und Low Whistles und ein herausragendes Vokalensemble machen die CD zu einem Erlebnis.
Wer eine teils mitreißende, teils behutsame Messe für Chor und Gemeinde sucht und vor folkloristischer Note keine Berührungsangst hat, findet mit der „Irischen Messe“ eine neue (deutschsprachige) Möglichkeit. Aufführungsmaterial ist erhältlich.
Zum Verfasser dieser Rezension
Dr. Peter Hahnen, Theologe, Referent für u.a. kulturelle Jugendbildung bei der „Arbeitstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz“ (afj) in Düsseldorf. Zahlreiche Publikationen zu Bibelmusicals, Kino, Spiritualität und Kunst; u.a. „Liederzünden! Theologie und Geschichte des Neuen Geistlichen Liedes“, Kevelear 2009