NGL-Bundestagung in Münster

Musiker und Songwriter moderner Kirchenlieder diskutierten über Neues Geistliches Lied und die Lebensthemen von heute

21. März 2017

Fast 50 kirchenmusikalisch Kreative aus ganz Deutschland trafen bei der Fachtagung Neues Geistliches Lied in Münster auch auf Prof. Dr. Thomas Sternberg. (Foto: J. Wiedemann)


„Es war eine sehr dichte und hoch spannende Tagung!“ Inspiriert, bewegt und zugleich ein wenig erschöpft blickt Daniel Frinken vom Referat für Musik und Jugendkultur im Bistum Münster zurück auf die „Fachtagung Neues Geistliches Lied“ (NGL), von Anfang März. Fast 50 Texter, Komponisten, Arrangeure, Instrumentalisten, Sänger, Band- oder Chorleiter aus ganz Deutschland hatten sich dazu im Münsteraner Liudgerhaus versammelt. Der Vorsitzende und sein Stellvertreter, Klaus M. Brantl und Christian Omonsky, haben dabei Musica e Vita vertreten.

Die Fachtagung stand – angelehnt an die Kernaussagen der 1965 vom Zweiten Vatikanischen Konzil formulierten Pastoralkonstitution ‚Gaudium et Spes‘ (Freude und Hoffnung) – unter der Überschrift: „Freude und Hoffnung als Dienst an Trauer und Angst – Neues Geistliches Lied und die Lebensthemen der Menschen in der Welt von heute.“ Frinken übersetzt das so: „Es ging um die Frage, was Musik leisten kann, was Lieder dazu tun können, um Menschen heute in ihren lebensbeeinflussenden Empfindungen zu begleiten und zu unterstützen.“
Auftakt und in Frinkens Wahrnehmung „ein ganz starker Opener“ sei der Auftritt von Judy Bailey und ihrem Mann Patrick Depuhl am Freitagabend gewesen. Die auf Barbados geborene Sängerin, Gitarristin und Songwriterin lebt mit ihrer Familie in Alpen-Menzelen am Niederrhein und tourt mit ihren Songs auch als Botschafterin der christlichen Hilfsorganisation „World Vision“ durch die ganze Welt. Beim Weltjugendtag in Rio stand Papst Franziskus fast neben ihr, als sie ihre Lieder vor ein paar Millionen junger Menschen performte, die begeistert tanzten und mitsangen. Während der Fachtagung gab Bailey einen Einblick in ihre musikalische Arbeit und erzählte davon, wie sie Lebensthemen aktuell verarbeitet. Ihr Credo lautet: „Das Leben schreibt die besten Lieder“. Frinken zeigt sich „sehr beeindruckt“, weil die Künstlerin mit in ihren musikalischen Botschaften ihrem christlichen Glauben Ausdruck gebe und sich zugleich weltweit wie lokal sozial-caritativ einsetze. „Das war ein ganz starker Impuls von außen für unsere NGL-Szene“, kommentiert Frinken.

Trostkonzerte mit Njeri Werth

Die auf Barbados geborene Sängerin, Gitarristin und Songwriterin Judy Bailey und ihr Mann Patrick Depuhl gaben der Fachtagung Neues Geistliches Lied in Münster wichtige Impulse. (Foto: J. Wiedemann)

Pater Norbert Becker gab am Samstagmorgen pastoraltheologische Impulse zum Thema und skizzierte dabei unter anderem hilfreich genreübergreifend inhaltliche, textliche und musikalische Kriterien für gute geistliche Lieder.
Ein zweiter inhaltlicher Schwerpunkt am Samstagvormittag war die Trostkonzertarbeit von Njeri Weth, einer in Münster geborenen und heute in Nordhessen lebenden Sängerin. „Njeri bietet Trauernden einen konzertanten Raum, in dem sie sich mit ihrer Trauer aufgehoben fühlen und ihren Gefühlen Raum geben können“, fasst Frinken seine Eindrücke zusammen, „ihre Musik ist sehr eigen und zugleich sehr überzeugend“. Ein wesentlicher Hinweis sei gewesen, dass Njeri Weth bei ihren Konzerten stets mit örtlichen Seelsorgern kooperiere, damit die von der Musik berührten Konzertbesucher unmittelbar Ansprechpartner fänden. „Für solche Darbietungen ist das ein Muss“, sagt Frinken.
Am Nachmittag teilte die Fachtagung sich in Workshops auf. Präsentiert wurden das Projekt „Hoffnungsklänge“, einer Musikschule in einer Favela von Rio de Janeiro, die Arbeit von Pfarrer Ernst-Martin Barth, dem Stadionpfarrer an der Arena-Kapelle auf Schalke und der Ansatz von Markus Wentz in der schöpferischen Musiktherapie.
Am Sonntag im Konferenzteil der Tagung war Prof. Dr. Thomas Sternberg zu Gast, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Sternberg hob auch hervor, dass das Neue Geistliche Lied untrennbar mit Katholikentagen verbunden sei: viele Lieder seien im Vorfeld oder während solcher Tage entstanden.

Gelegenheit zu Austausch und Begegnung

Neben den Fortbildungs- und Konferenzteilen gab die Tagung auch Gelegenheit zu Austausch und Begegnung, was „sehr schön und auch wichtig“ gewesen sei, betont Frinken. Nicht zuletzt sei es auch wieder um die Vorstellung neuer Songs gegangen, einem weiteren Höhepunkt der Fachtagung. Diese Präsentation habe gezeigt, wie „vielfältig, kreativ und lebendig“ das Genre NGL „nach wie vor“ sei. Eine Auswahl der neuen Lieder wird Chören und Bands mit dem Chorheft ‚Songlight 2017‘ zugänglich gemacht, das voraussichtlich ab September erhältlich sein wird. „Das ist gute Musik, die Menschen erreichen und die Gemeinschaft mit Gott fördern kann“, verspricht Frinken.
Insgesamt habe die Tagung auch dazu ermutigt, innerhalb der Bistümer mit allen Kolleginnen und Kollegen, die kirchenmusikalisch aktiv seien, sei es klassisch oder modern, noch stärker in Kontakt und Austausch zu kommen, um voneinander zu lernen, bilanziert Frinken.
Die überdiözesane „Fachtagung Neues Geistliches Lied“ fand 2017 zum 29. Mal statt. Die Fachtagung dient der Präsentation neuer Produktionen, dem Austausch und der Fortbildung, Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind haupt- und ehrenamtliche Kreative aus dem Bereich moderner Kirchenlieder. Gastgeber ist jährlich ein anderes Bistum. Veranstalterin ist die Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz (afj).