Magazinarchiv: 2001

350 Besucher beim „anderen Passionssingen‘ in der Pfarrkirche Schierling

Diözesanjugendpfarrer Thomas Pinzer wirkte mit


Schierling. „Es ist schwer jemanden zu wecken der sich nur schlafend stellt!‘, war eine zentrale Botschaft des „anderen Passionssingens‘ in der Pfarrkirche, und der Satz war entlarvende Mahnung, Anklage, Aufruf und Hilfeschrei der armen geknechteten Menschen in der nächsten Umgebung und auf der Welt. „… das Schweigen brechen“ war das Motto, die 350 Zuhörer schwiegen am Schluss zwar nach außen, waren nach innen aber betroffen gemacht worden.

65 Frauen, Männer, Jugendliche und Kinder wirkten bei den fünf Ensembles mit, die sich thematisch der Passion Christi aber auch der vielen persönlichen Passionen der Menschheit in Liedern und Instrumentalmusik näherten – begleitet von Claudia Zerkaulen und Christian Omonsky von „Musica e Vita‘ mit verbindlich und bisweilen scharfzüngig vorgetragenen Zwischentexten vor den einzelnen Blöcken. Zu Beginn läuteten die Glocken wie zu einem Gottesdienst und die folgenden eineinhalb Stunden waren auch eine Verherrlichung Gottes. Jesus ging am Anfang seiner Passion „zu Boden und zugrunde‘ – plötzlich merkten er und alle, dass damit die Tiefe, der Boden und der Grund des Lebens gefunden war.

„Kreuzweg ist der Normalweg, den wir alle zu gehen haben!‘, wussten die Moderatoren. Manche erhalten beim Kreuztragen Hilfe, erhalten Zuspruch und das Schweigen wird gebrochen. „Manche machen uns das Leben schwerer, haben keine Zeit und lassen uns links liegen‘, so die ernüchternde Erkenntnis, die jeder Besucher leicht nachvollziehen konnte. Es wurde klar, dass über Passion und Leid niemand gerne spricht, weil es darauf keine Antwort gibt. „Ich sehe dich an‘, sang die Gruppe „Kreuz & Quer‘ aus Eugenbach bei Landshut mit feinen Stimmen, die „Kirchenmäuse‘ aus Hemau setzten kraftvoll ein mit „Ich will dir danken Gott‘. Aufrüttelnd das nur für diesen Abend zusammen gestellte Trio „MeV-Jam‘ – bestehend aus Jürgen Zach, Diözesanjugendpfarrer Thomas Pinzer und Franz Prechtl von der Kirchenmusikschule. „Karfreitag ist fast jeden Tag, gut dass ich meine Ruhe hab“, hielten sie der Menschheit mit ihrem Blues unerbittlich den Spiegel hin. „Wir lassen ihn allein in der Stunde seiner Pein!‘ -Jesus und die Menschen werden permanent im Stich gelassen; gestern wie heute!

„Nimm du mich noch einmal an‘, sang das Schierlinger Ensemble MarCanto zu Beginn des zweiten Teils. Noch einmal setzte das Trio die entscheidenden Sätze. „Aus dem Himmel ohne Grenzen trittst du tastend in das Licht, als Leitstern haben wir dich gefunden, doch die Spur läuft über Sand‘, sang Jürgen Zach. Voll Vertrauen antwortete der Schierlinger Jugendchor „Regenbogen‘: „Meine Zeit steht in deinen Händen‘.

Immer stärker wurde die Aufforderung, die Ohren und Augen aufzusperren und zu hören und zu sehen um was es wirklich geht in der Welt. „Hörst du nicht die Not der Zeit, siehst du nicht wie sie hausen in ihren Häusern und Baracken, siehst du nicht die Not der Welt?‘, so der fast hilflos klingende musikalische Ruf. „Fühlst du nichtden Hunger, den Durst und das Fieber? Warum gehst du an ihnen vorüber?‘ – du heile, reiche Welt – schwirrte es im Kopf der vielen Menschen in der Pfarrkirche.

Und zum Schluss die Bitte an den Herrgott, das entschiedene „Nein‘ zuzulassen zu dem was blind macht und was die Sprache verschlägt, zu dem was trennt und schwächt, „Nein‘ zu sagen zu allem was verwundet. „Übersetze mein nein in die Sprache meiner Tat‘, so die konkrete Fürbitte. Verbunden damit war die Bitte, wo Menschen vertrieben werden den Kopf hinzuhalten, „damit nicht der Tod die Macht gewinnt über unser Leben‘ und der Hoffnung eine Heimat zu suchen, dort, wo die
Welt verwüstet wird. Schließlich: „Wo der Himmel verraten wird, die Hoffnung auf die Erde zu holen und für die Liebe Farbe zu gewinnen!‘. Das Schlusslied „Mitten in der Nacht‘ mit der Perspektive des Ostermorgens durch die Passion sangen alle gemeinsam mit dem Publikum, das am Schluss lang anhaltend applaudierte.

Die Moderatoren dankten der Schierlingerin Maria Feigl für die Initiative, das Passionssingen in Schierling zu halten, Pfarrer Bock für die herzliche Aufnahme, den Leitern der Gruppen Margit Ettlinger, Schwester Charlotte, Max Lindner, Barbara Dorn und Jürgen Zach sowie Doris Anglsperger und Edith Rieger von den kirchlichen Jugendpflegestellen für die Organisation.

Die Einnahmen von 2850 Mark wurden zu gleichen Teil der Nepalhilfe Beilngries und der Leukämiehilfe Schierling zur Verfügung gestellt. Maria Feigl hob das besondere Engagement der Familie Gammel und des Trabantclubs für diese Hilfe hervor.

Fritz Wallner