Gregor Linßen hat mit seinem NGL-Oratorium ‚Adam – die Suche nach dem Menschen‘ auf dem Katholikentag 2004 in Ulm einen Erfolg gefeiert. Die Halle, der große Saal im Edwin-Scharf- Haus auf der Neu-Ulmer Donauseite, konnte den Ansturm der Linßen-Fans bei der Aufführung des Werks kaum fassen.
Groß besetzt mit bestimmt 50-köpfigem Chor, Solosängern, Band und Streichquartett, dazu zwei Schaupielern und zwei Tänzern nahm Linßen, der das Oratorium getextet und komponiert hat, die Zuhörer mit auf die Suche nach dem Menschen. Zu Beginn hört man ein Kind seinem Vater Löcher in den Bauch fragen – ‚Warum habe ich einen Namen?‘ Einfach auf der einen Seite, kaum zu beantworten in tieferen Schichten.
Die Rahmenhandlung des Oratoriums bildet ein Gespräch zwischen einem Mann im typische Alter der Midlife-Crisis und einem Priester, dem dieser Mann 20 Jahre zuvor eine Taube auf die Kirchenmauer gesprayt hatte. Der Mann, ein Vater, sucht Antwort auf die Frage, warum sein erwachsen werdender Sohn weggelaufen ist.
Schnell führt das Gespräch zu Immanuel Kants vier Grundfragen des Lebens: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch?
Auf der Suche nach dem Menschen kommen auch andere Menschen ins Blickfeld – einer von ihnen: Franz von Assisi.
Biblischer Inhalt des Oratoriums sind die Stellen, die Franz dazu gebracht haben, seinen Weg neu zu definieren, radikal bis zur Identifizierung mit Jesus Christus. Mit einer überraschenden Wendung und einem Moment der Verblüffung im Publikum endet die Rahmenhandlung.
Ihr, und damit dem gesamten Oratorium, fehlt allerdings
ein wenig der Spannungsbogen. Die einzelnen Teile, obwohl gut durchdacht, knapp und präzise, stehen sehr gleichberechtigt nebeneinander und führen das Stück nicht eigentlich zu einem Höhepunkt.
Die Musikstücke, Hauptteil des Oratoriums, reflektieren die Rahmenhandlung, pointieren die Aussage, führen viele Fragen fort, die offen im Raum stehen bleiben. Die Musik ist alleine schon durch die Besetzung vielfältig: mit Band inklusive Bläsergruppe (sax, tr, po), großem Chor, Solisten und Streicher und nicht zuletzt Gregor Linßen singend, an Gitarre und Querflöte. Linßens Kompositionen merkt man an, dass er sich intensiv mit lateinamerikanischer Rhythmik auseinander gesetzt hat.
Die nächste Aufführung des Adam ist erst Anfang 2005.
Linßen beim MeV-Jubiläum
Im Herbst gibt Gregor Linßen in Regensburg Einblick in seinen ‚Adam‘, wenn er als VIPGast dem 10-jährigen Jubiläum von Musica e Vita Glanz verleiht.
Es bietet eine gute Möglichkeit, Linßens Adam kennen zu lernen. Sein Oratorium an einem Tag einzustudieren wird wohl nicht gelingen. Aber der Workshop mit Linßen am Samstag, 16.10.2004, von 12.30 bis 19 Uhr im Don Bosco Zentrum Regensburg bietet die Möglichkeit, in den über 20 neuen Liedern zu stöbern und natürlich so viele wie möglich unter der Leitung des Komponisten zu singen. Um 20 Uhr steht ein Konzert mit Gregor Linßen und der MeV-Band ‚x for sometimes‘ auf dem Programm. Workshop und ausführliches Notenmaterial kosten 30 Euro.
Anmeldung unter:
http://www.musica-e-vita/10/regensburg