Magazinarchiv: 1999

drunter und drüber: Chorsatz leichtgemacht

2. Harmonie und Theorie


Im ersten Teil hab ich Euch eine sehr einfache Methode gezeigt, einen harmonischen Chorsatz auf eine Melodie drüber- bzw. drunter-zusetzen. Was man dazu braucht, ist ein Lineal und ein bißchen Grundwissen in Harmonielehre. Genau! Dieses Grundwissen wollen wir uns heute aneignen. Nicht viel, nur eben soviel, wie wir für unseren harmonischen Mehrgesang brauchen.

Keine Angst, Dominantsepten, verminderte Intervalle und anderen Unsinn brauchen wir hier nicht. Ihr werdet merken, Basis-Harmonie ist unglaublich einfach!
Einzige Voraussetzung, die ich mache, ist Notenlesen! Tja leider, aber ganz ohne kann ich auch keinen Chorsatz notieren. Also los!

Beginnen wir mit einem Grundton. Dieser Ton ist die Basis unserer Harmonie. Jedes Lied hat einen Grundton. Am einfachsten liest man ihn aus der Akkordbezeichnung über dem letzten Takt ab. Steht hier z.B. D-Dur, dann heißt unser Ton D. Steht da F-Dur, dann heißt er F. Steht da gis-Moll, dann … genau: gis! Allermeist ist der letzte gespielte Ton der Grundton, ziemlich sicher ist die Harmonie dieser letzten Note derAkkord auf unserem Grundton.
Auf diesem Grundton bauen wir weitere sechs Töne der Reihe nach auf (Abb 1). Die Vorzeichen lassen wir mal weg. Die verschieben die Töne nicht in der Lage auf der Notenzeile. Zwar kann aus F ein Fis werden, die Note liegt aber immer noch zwischen der ersten und zweiten Zeile von
unten.

Wie heißt eigentlich die Note auf der untersten, der ersten Zeile? Auf der Ersten Zeile? Genau: E. Und wie heißt die Note auf der Fünften Zeile? (Genau: F). Wie heißt die Note auf der Zeile Darunter? (D, genau). Und wie heißt die Note auf der Hälfte der Zeilen? Und das G auf der zweiten Zeile ist eh klar. Schließlich heißt unser Notenschlüssel auch G-Schlüssel und umkreist genau das G auf der zweiten Zeile von unten.

Eine weitere Voraussetzung für unsere Harmonielehre leitet sich wieder aus unseren Hörgewohnheiten ab, nämlich der Akkord, also der Zusammenklang von mehreren Tönen.Wir sind es gewöhnt, drei Töne zusammen als besonders wohlklingend zu empfinden, nämlich den Grundton, den 3. und den 5. Ton.

Diese drei Töne zusammen ergeben unseren Akkord auf dem Grundton. Wichtig und merken: Akkord auf einen Ton baut sich auf aus dem 1.,dem3. und dem 5. Ton der Tonleiter ausgehend von diesem Ton. So. Jetzt können wir also zu einem dieser drei Töne zwei andere Töne finden, die dazupasser Achtung. Wir suchen alle entsprechenden Noten, auch die, die eine Oktave über oder unter den anderen liegen (Abb 2 und 3, hohle Noten sind oktaviert

Einige-einfache Regeln:

  • Den Grundton eines Liedes erkenne ich anhand der geschriebenen Akkordbezeichnung im letzten gespielten Takt bzw. ist der letzte tiefste gesungene Ton.
  • Ein Akkord baut sich auf aus dem 1., dem 3. und dem 5. Ton der Tonleiter auf diesem Ton.
  • Die Töne in einem Akkord können auch eine Oktave (um 7 Noten) nach oben oder unten verschoben werden (sog. Umkehrungen des Akkordes).
  • Zu jedem Akkord gehören drei Töne, zu jedem Ton passen drei Akkorde (wobei ich hier einfache 1-3-5-Akkorde meine).

Voila, jetzt sind wir in der Lage, auf jedem Ton einen Akkord zu bilden. Beschäftigen wir uns jetzt mit den Akkord-Umkehrungen. Hier ist der Grundton nicht der unterste Ton. Wir nehmen zum Beispiel den 3. und den 5. Ton und den 1. Ton, diesen aber eine Oktav höher (7 halbe Zeilen höher). Dies ist immer noch der Akkord auf dem Grundton, nur daß ich hier die Reihenfolge der Noten geändert habe. Dies kann ich beliebig machen. Ich kann auch die Oktav-Lage der einzelnen Noten beliebig ändern.

Und jetzt? Jetzt sind wir in der Lage, auf jedem Ton einen Akkord aufzubauen, wobei dieser Ton entweder der Grundton, der dritte oder der fünfte aus dem jeweiligen Akkord ist. In der folgenden Abbildung sind alle drei zugehörigen Akkorde zu einem Ton dargestellt. Außerdem habe ich dahinter die drei Akkorde in ihrer Grundform, also nicht in ihren Umkehrungen geschrieben. Wir sehen also, daß ein Ton in drei verschiedenen Akkorden steht. Wir können diesen Ton also mit drei verschiedenen Harmonien belegen. Natürlich gilt auch, zu jeder Harmonie gibt es drei dazu passende Töne und deren Oktavierungen.

Welche Harmonie nun zu dem Ton gehört, steht meist als Akkord bei der Note bzw. bei dem Takt dabei. Zur Erinnerung, z.B. E-Dur heißt Akkord auf dem Ton E (also E-Gis-H;Giswegen Vorzeichen).
Übrigens ist ein Moll-Akkord genauso aufgebaut wie ein Dur-Akkord, nur eben mit anderen Vorzeichen und damit anderen Halbtonschritten zwischen den Noten. An der Position der Noten in der Notenzeile ändert das jedoch nichts.
Es gibt natürlich nicht nur die einfachen Dur-Akkorde, deren Aufbau wir kennengelernt haben (Töne 1 -3-5). Hier eine kleine Auswahl an Akkord-Färbungen (gefärbt nennt man Akkorde, die durch einen zusätzlichen oder ersetzten Ton einen anderen Charakter erhalten), die in einem Lied auftreten können und dann wie folgt aufgebaut werden (X ist dabei unser Grundton):

X2: 1-2-5 (3 wird für die 2 geopfert)
X7: 1-3-7 (7 statt der 5)
X4: 1-4-5 (keine 3 dafür 4)
X6: 1-3-5-6 (vier Töne)

Hier seht Ihr übrigens, daß der Ton nicht nur in drei Akkorden zu finden ist, sondern auch noch in jede Menge anderer Akkorde (bei entsprechender Färbung).

Und was wir jetzt noch brauchen? Ein paar Melodien, auf denen wir unsere Akkorde aufbauen gemäß der Harmonisierung. Also ran ans Üben. Nur wenn Ihr nämlich wirklich einmal Noten reinschreibt, merkt Ihr, daß es einfach ist, Harmonielehre anzuwenden. Und dann zurück zum ersten Teil des Workshops. Jetzt ist die Lineal-Methode für Drüber- und Drunter-Stimmen gar kein Problem mehr. Oder?

Das nächste Mal gibts einige Tricks, wie man aus dem bißchen Harmonielehre und der Linealmethode spannende und interessant klingende Chorstimmen macht. Später gibts eine Anleitung zum Improvisieren, also zum Finden von eigenen Melodien und schließlich werfen wir alles zusammen und machen mit unserem Wissen richtig peppige Chorsätze -einfach und wirkungsvoll!

Viel Erfolg beim Üben. Fragen, Kritik, Anmerkungen? Meldet Euch einfach: gerhard@hany.de

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Links zu fortführenden MeV-Artikeln zum Thema: ‚drunter & drüber‘

Ausgabe 2/99:
Chorsatz leichtgemacht

Ausgabe 3/99:
Harmonie und Theorie

Ausgabe 1/00:
Grundtöne & Leittöne

Ausgabe 3/00:
Improvisieren

Ausgabe 1/01:
Und jetzt mit Pepp!

Ausgabe 3/01:
…und noch mehr Pepp!