Magazinarchiv: 1997

Werkstatt Tasten 4

Einfache Begleitung II - Einfache linke Hand


Nach unserem letzten Workshop mit einfachen Rhythmusstrukturen der rechten Hand möchte ich diesmal einige einfache Basslinien zeigen.

Als Grundharmonien nehmen wir//C/F/G/C//, also die klassische Kadenz.
Die ersten drei Beispiele (Achtung: nur C-Dur) zeigen den berühmt-berüchtigten Wechselbass.

Beispiel 1: Hier wechselt der Bass vom Grundton zur fünften Stu-fe (vom C zum G), jeweils auf den betonten Taktteilen (beim 4/4-Takt sind das die 1 und 3).

Das Beispiel 2 bringt zusätzlich zur 1. und 5. Stufe auch die 3. Stufe ins Spiel. Die 3. Stufe auf Schlag 4 dient hierbei sowohl zur Überleitung auf die nächste Harmonie und damit den nächsten Grundton, als auch zur Auflockerung des sonst so starren bumm-pa-bumm-pa-Rhythmus.

Das Beispiel 3 bringt ebenfalls die 1., die 3. und die 5. Stufe, bringt aber eine ganz andere Rhythmus-Struktur, kein Wechselbass. Dieser Stil klingt leichter, popiger. Zum anderen wirkt er treibender und flüssiger durch den Basslauf.

Im Beispiel 4 verwende ich die 3. Stufe (das E) als Leitton nun nächsten Grundton. Also: das E (3. Stufe von C-Dur) leitet hin zum F (1. Stufe von F-Dur). Ich erreiche damit eine fließende Bewegung im Bass, der sich nicht auf einem Ton ausruht, sondern ständig in Bewegung ist. Der Rhythmus wird leichter, fließender.

Im Gegensatz zu Beispiel 5. Hier werden durch die Wiederholung des Basstones auf 1 und 3 des Taktes die Schwerpunkte (nämlich 1 und 3) noch verstärkt und es ist ein sehr klarer Beat.

Abgewandelt dazu wirkt Beispiel 6 noch beatiger, also noch klarer, da der Basston auf der “4 und“ (als Leitton zum nächsten Grundton) diesen besser heraushebt (siehe rhythmische Anmerkungen).

Beispiel 7 setzt hier ganz andere Akzente. Durch die Bassbetonung “1“, “2 und “4“ gerät der Rhythmus ins Schwimmen, er wird flüssiger (keine klare 1 und 3 Betonung). Er wirkt treibend. Durch die Achtel der rechten Hand wirkt er außerdem sehr voll. ACHTUNG: Diesen Rhythmus der linken Hand gut üben, kommt nämlich der Ton auf “2 und“ nur sehr ungenau, dann hat man zwar auch einen schwim-menden Rhythmus, der aber eher zum Untergehen geeignet ist.

Mit diesen Rhythmen soll-tet ihr jetzt experimentieren und dabei nicht vergessen, die auf einige andere Tonarten anzuwenden. Beim nächsten Mal gibt’s dann einige einfache Grundrhythmen, bevor wir uns den etwas komplexeren rhythmischen Begleitungen zuwenden.

Viel Spaß beim Üben!

Rhythmische Anmerkungen

Beim 4/4-Takt haben wir eine Betonung auf 1 und 3, eine schwache Betonung auf 2 und 4. Wir Europäer bevor-zugen dabei außerdem ein Mitklatschen auf 1 und 3 – im Gegensatz zu den Amerikanern, die dem “Polka-Beat 1 und 3“ durch Klatschen auf 2 und 4 die Schwere nehmen und ihn dabei rockiger machen, 1 und 3 sind also unsere Schwerpunkte. Beim Spielen auf diesen Schlägen ver-stärken wir diesen Eindruck. Verwenden wir dabei auch noch den Grundton der Tonart, so wird unser 1-3-Beat noch schwerer. Um eine leichtere Begleitung zu bekommen, versuchen wir, dem Schlag 3 die Schwere zu nehmen. Dies gelingt entweder durch eine Basslinie (nicht immer derselbe Ton) oder durch verbindende Zwischentöne (siehe Beispiel 4). Durch kurze Vorhalte (Bei-spiel 6, der Ton auf “4 und“) wird aber durch die “ Hinführ-Funktion“ dieses Tones der Schlag 1 wieder verstärkt.
Wer einen sehr leichten, abgehobenen Rhythmus will, der lässt die Betonungen auf 1 und 3 wegfallen. Hört Euch mal einen Reggae an und Ihr wisst, was ich meine…

Links zu fortführenden MeV-Artikeln zum Thema: ‚Werkstatt Tasten‘

Ausgabe 3/96:
Werkstatt Tasten

Ausgabe 4/96:
Lead Sheet – Vom Blatt Papier zur Aufführung

Ausgabe 3/97:
Einfache Begleitung II – Einfache linke Hand

Ausgabe 1/98:
Aller guten Dinge sind 3

Ausgabe 2/98:
Heute: Standardrhythmen

Ausgabe 3/98:
Standardrhythmen – der zweite Teil