Würzburg. Unter dem Motto „Auf den Flügeln des Gesangs‘ trafen sich vom 7. bis 9. März rund 40 Verantwortliche aus mehreren deutschen Bistümern zur 15. überdiözesanen Fachtagung „Neues Geistliches Lied‘ (NGL) im Würzburger St. Burkardus-Haus.
Unter den Versammelten waren hauptberufliche Kirchenmusiker ebenso wie Priester, Textdichter und Komponisten. Im Studienteil ihrer Zusammenkunft stand der musikpsychologische Blick auf das Singen im Vordergrund.
Rolf Oerter, Psychologie-Professor aus München, sagte: „Musik ist in erster Linie Kommunikation. Der ästhetische Genuss ist nachrangig.‘ Das Singen sei ein wichtiger Schlüssel zur Persönlichkeitsentwicklung und dürfe nicht vernachlässigt werden. Insbesondere im Jugendalter, so Oerter, werde in der Musik ein „emotionaler Rückhalt‘ gesucht. Noch im hohen Alter bevorzugten viele Menschen genau jene Musik, für die sie schon in ihrer Jugend geschwärmt hätten.
Leiter der Würzburger Tagung war Dr. Peter Hahnen von der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz mit Sitz in Düsseldorf. Seiner Meinung nach ist das Singen „sinnenbetont‘ und hat „intrapersonale Kraft‘. Christen könnten dadurch Gemeinsamkeit gestalten und ihre Spiritualität vertiefen.
Etliche Teilnehmer stellten neue Lieder aus ihrer Arbeit vor. Der Kölner Hans Florenz sang:
„Sei du unser Rückhalt, o Herr, dass wir den Glauben nicht verlieren.‘ Kathi Stimmer-Salzeder aus Aschau am Inn stimmte ein Lied nach einem Text an, das dem Heiligen Franz von Assisi zugeschrieben wird: „Zum Werkzeug deines Friedens mache mich!‘ Der Schwabe Markus Grohmann, Regionalkantor in Neuhausen auf den Fildern, brachte ein neues Allerheiligen-Lied mit: „Alle die sind heilig, die den Willen Gottes tun.‘
Allen Beteiligten wurde klar:
Das NGL ist gar nicht mehr so neu, wie es (immer noch) heißt. Es sucht seinen Standort. Von der traditionellen Kirchenmusik zum Teil argwöhnisch begutachtet, gehört es nicht mehr nur zur Jugendkultur. Die meisten Urheber sind zwischen 40 und 60 Jahren alt.
Im Kreuzgang beim Würzburger Dom erlebten die Teilnehmer den spirituellen Höhepunkt ihrer Zusammenkunft. Zur abendlichen Stunde meditierten sie einzeln im Gehen und stimmten gesangliche Improvisationen zum Psalm 42/43 an. Jemand sprach hinterher von einem „wunderbaren Klanggemisch‘.
Die nächste Jahrestagung findet vom 27. bis 29. Februar 2004 im Haus Ohrbeck bei Osnabrück statt. Das Thema wird lauten: „NGL als Kommunikation – Über den Zusammenhang von Musik, Psychologie und Liturgie.‘
Hermann Schulze-Berndt