Keine Gedenkfeier, keine Kranzniederlegung, keine offiziellen Floskeln und Formeln –
statt dessen ein Friedenssingen.
Von Christian Omonsky
Den Volkstrauertag einmal anders begangen
„… das andere Friedenssingen“ in St. Augustin, Weiden
In der Kirche St. Augustin haben rund 200 Besucher am Sonntagsabend den Volkstrauertag bei „… das andere Friedenssingen“ begangen. In ihrer Moderation spürte Maria Hausner der Herkunft und Bedeutung des Wortes Frieden in den drei alten Sprachen der Bibel – Hebräisch, Griechisch, Latein – und im Deutschen nach.
Am Ende forderte das Publikum mit stehendem Applaus Zugaben von den drei beteiligten Gruppen All Generations, CantArt und Shalom. Großzügig fiel der Spendenerlös des Konzerts mit 611,60 Euro aus, den der Malteser Hilfsdienst für ein 12-jähriges bosnisches Mädchen einsetzt, dessen Leben nur durch eine Operation in Deutschland zu retten ist.
„Im Hebräischen wünscht man sich zur Begrüßung Shalom, um alles auszudrücken , was der Mensch zum Leben braucht:
Frieden, Fülle des Lebens, Wohlbefinden, Glück, Zufriedenheit“, begann Maria Hausner die Moderation des ersten Konzertteils. Nach diesem ersten Text, wie auch jeweils nach den einleitenden Worten der drei folgenden Konzertteile, spielte jede der Gruppen ein thematisch passendes Lied.
Der zweite Teil des Konzerts war mit „Eirene“ überschrieben, dem griechischen Wort für Frieden, in dem die Bedeutungen Wohlstand, Seelenruhe und Harmonie mitschwingen.
Das lateinische „Pax“ – Überschrift des dritten Konzertteils – leitet sich von dem Wort für „einen Pakt schließen“ ab. Es meint also einen Frieden, der entsteht, indem Menschen miteinander sprechen, gemeinsame Regeln aufstellen und dann in Frieden miteinander leben können.
„Das deutsche Wort Frieden hat mit dem Wort frei zu tun“, so der Moderator im vierten Teil. Von der Wortwurzel her bedeute „frei“ so viel wie schützen, schonen, gern haben, lieben. „Bei den Germanen waren die freien Leute die, die man liebt und daher schützt.“
Ein Friedensgruß, bei dem sich die Banknachbarn als Symbol gegenseitig die Hand gaben, beschloss den vierten Textblock.
Im Mittelpunkt des Konzerts stand die Musik, die Lieder der drei Gruppen. „All Generations“, eine Weidener Chorgemeinschaft, gehört schon seit 25 Jahren fest zum Musikleben der Stadt. Seitrund 15 Jahren treten die 35 Musikerinnen und Musiker mit Gospels, Spirituals, modernen geistlichen Liedern aber auch Melodien aus Pop und Rock unter ihrem heutigen Namen auf. Acht Sängerinnen und Sänger aus der Stadt Weiden und dem Landkreis Neustadt Waldnaab bilden seit 2004 die Gruppe CantArt. Sie wollen die Botschaft der Bibel – mal leise, mal laut – aber immer unplugged, also ohne elektronische Instrumente, hinaussingen.
Nicht fehlen durfte natürlich bei „… das andere Friedenssingen“ die Gruppe Shalom aus Schnaittenbach, die 1985 aus einer Schülerband des Elly-Heuss-Gymnasiums entstand. Die sechs Bandmitglieder gestalten Gottesdienste und legen Wert darauf, dass die Kirchenbesucher mitsingen können.
Mit den beiden gemeinsam gesungenen Liedern „Du und ich“ sowie „Herr, gib uns Deinen Frieden“ entließen die Gruppen die Besucher in die Nacht.
Als Veranstalter hatten zum Friedenssingen das Augustinerkloster Weiden, die Katholische Jugendstelle Weiden und der Verein Musica e Vita eingeladen, der sich für die Förderung moderner, an Jazz, Pop und Rock orientierter Kirchenmusik einsetzt. „… das andere Singen“ ist eine Konzertidee des Vereins, mit dem Ziel, andere Inhalte und andere Melodien als gewohnt in Kirchenkonzerte zu tragen und verschiedenen Gruppen eine Auftrittsmöglichkeit zu geben.