Wie ist das in ihrem persönlichen Umfeld? Wie viele Eltern singen ihren Kindern beim Einschlafen etwas vor? Wie viele Familien singen ab und zu miteinander zu Hause? Wie viele Kinder in ihrer Umgebung singen einfach einmal Kinderlieder vor sich hin?
Viele Eltern meinen, sie können nicht singen und tun es deswegen auch nicht. Eine weitere Begegnung mit dem Singen ist der Gottesdienstbesuch. Wie viele Eltern gehen noch mit den Kindern regelmäßig in die Kirche? Die Zahl der kirchlich Aktiven in der Bevölkerung ist rückläufig, hinzu kommt ein ebenfalls wachsender Anteil von ‚passiven‘ Gottesdienstbesuchern (Zuhörer und Zuschauer). Es ist oft nicht der fehlende Wille, sondern die mangelnde Routine und die Bereitschaft zur tätigen Teilnahme.
Im Kindergarten spielt das Singen wohl die größte Rolle. Aber – manche Kindergärtnerin fühlt sich im Umgang mit der eigenen Stimme nicht wohl. So ist auch Kindern nicht zu vermitteln, daß Singen schön ist. Die Lust am Singen muß aber eigentlich nur gefördert und nicht geweckt werden, da Kinder ab dem 2. Lebensjahr bereits selbst ‚vokal improvisieren‘.
In der Grundschule setzt sich das Problem der nicht für das Singen ausgebildeten Pädagogen fort. Zum einen unterrichten des öfteren Lehrer im Fach Musik, die nicht einmal selbst Noten lesen können, zum anderen sieht der Stundenplan nicht viel Zeit dafür vor. In der Pubertät kommt erschwerend hinzu, daß Jugendliche (v.a. Jungen) sich für alles mehr interessieren als für das Singen.
Für kirchlich eingebundene Jugendliche ist dann noch die Ministranten-, Kommunion-, Firm- oder Jugendgruppe von Bedeutung. Zum Aufbau eines Kinder- und Jugendchors ist hier dann aber auch wichtig, was gesungen wird.
Ausgangspunkt für die Kinder- und Jugendchorarbeit muß sein: vorhandene Defizite ausgleichen, mögliche Berührungspunkte und Ansätze für die Arbeit sehen, die Lebenswirklichkeit der Kinder und Jugendlichen versuchen zu erfassen.
Für motivierte Leiter ist es eine wundervolle Aufgabe, Kinder und Jugendliche dort abzuholen.
Der pastorale Auftrag des Kirchenmusikers
… sollte im Idealfall so wahrgenommen werden, wie im Artikel von Franz Prechtl (s. S. 12) ausgeführt.
Kompetenz der Leitung
Dazu ist zu sagen, daß nicht in allen (in den wenigsten) Gemeinden die oben beschriebenen Fachleute zur Verfügung stehen. Leiter von Gesangsgruppen und speziell von Kinderchören tragen aber eine große Verantwortung für die ihnen anvertrauten Menschen und Stimmen. Das reicht von der menschlichen Eignung, über pädagogische Fähigkeiten bis hin zur musikalischen Qualifikation. Die Verantwortlichen der Pfarrgemeinden werden sicherlich oft froh sein, (irgend-) jemanden gefunden zu haben, sollten sich aber dieser Verantwortung bewußt sein, daß gerade in diesem Alter vieles kaputt gemacht werden kann.
Deshalb ist es wichtig, LeiterInnen bestmöglich auszubilden, zu fördern, fortzubilden und zu begleiten, falls dies notwendig ist. (s.a. Angebote von MeV)
Die Bedeutung von Gruppenarbeit in sozial-integrativer Hinsicht
Gut gestaltete Kinderchorarbeit kann auch einen Beitrag für unser gesellschaftliches Zusammenleben leisten. Sei es z.B. die Integration von Behinderten oder Ausländern, das Training von Sozialverhalten, die Koedukation (und Rollenverständnis) oder Selbstdarstellung in der Gruppe und nach aussen.