Magazinarchiv: 2005

Die Querflöte

Serie - Instrumente im NGL


Einfühlsam und unüberhörbar – auch bei geschlossenen Klappen

Mit diesem Beitrag starten wir eine Serie, in der wir die in der NGL-Praxis gebräuchlichen Instrumente, deren Möglichkeiten und Grenzen, Hintergründe zum Instrument und Tipps für die Praxis vorstellen.
Die Autoren werden Praktiker sein. Anregungen und Ergänzungen zu den Artikeln nehmen wir gerne entgegen.

Die Geschichte der Querflöte reicht zurück bis ins Antike Rom oder sogar noch davor. Das früheste Bild einer Querflöte findet sich auf einem etruskischen Relief in der Nähe von Perusa. Es stammt aus dem ersten oder zweiten Jahrhundert vor Christus.
Aus dem Mittelalter sind zahlreiche Darstellungen bekannt, die zeigen, dass die Flöte wie auch in der Antike oftmals links gespielt wurde.
Die Renaissance-Querflöten wurden einteilig mit zylindrischer Bohrung gebaut. Es gab insgesamt sechs Löcher, keins davon für den Daumen. Die Löcher waren klein (ca. 6 mm). Das Mundloch wurde kreisrund gebohrt. Mit der üblichen Anordnung der Tonlöcher konnten noch keine Dur- oder Molltonleitern gespielt werden.

Im Barock-Zeitalter veränderte sich die Querflöte entscheidend. Die Flöten wurden drei- bis vierteilig gebaut. Die Bohrung war konisch, d.h. das Kopfstück war dicker als der Fuß. Zum Anpassen der Stimmung verfügte jedes Instrument über mehrere austauschbare Mittelstücke. Die sechs Grifflöcher ermöglichten inzwischen das Spiel von Dur- und Moll-Tonleitern. Um mehr Töne spielen zu können und um die Griffweisen zu erleichtern wurden nach und nach die uns heute bekannten Klappen eingeführt.

Dem Instrumentenbauer Theobald Böhm hat die Querflöte ihre heutige Form (wieder zylindrisch) zu verdanken. Um 1850 entwickelte dieser ein chromatisches Klappensystem, welches die Anbringung der Tonlöcher allein nach akustischen Gesichtspunkten ohne Rücksicht auf die Greifbarkeit ermöglichte.
Heute sind alle modernen Flöten sogenannte Böhmflöten.
Dieses System wurde übrigens auch auf andere Holzblasinstrumente (zum Beispiel die Klarinette) übertragen.

DIE FRÜHEN QUERFLÖTEN bestanden normalerweise aus Holz oder gelegentlich aus Elfenbein. Holzflöten sind immer noch in Gebrauch. Daneben sind für den Flötenbau heute neben Gold, Platin und Palladium vor allem Silber und Silberlegierungen wie Neusilber (Legierung aus Kupfer, Zink und Nickel) gebräuchlich.
Mittlerweile kann man die Querflöte als Modeinstrument unserer Zeit bezeichnen. Indizien hierfür sind die stets überlaufenen Flötenklassen an den Musikschulen und die große Anzahl von Flöten in vielen Blaskapellen. Daneben gibt es in fast jeder NGL-Gruppe jemanden, der Flöte spielt. Gerade im Bereich des NGL hat sich die Flöte gewissermaßen zu einem ‚Standardinstrument‘ entwickelt.

Auch in anderen musikalischen Bereichen gewann die Flöte viele Liebhaber. Die Popularität von Künstlern wie James Galway (Klassik), James Newton (Jazz) oder Ian Anderson von der Rock-Gruppe Jethro Tull sprechen dafür.
Verschiedene Flöten Das Standardinstrument ist die Flöte in C, manchmal ist auch die größere Alt-Querflöte in G zu hören. Seltener trifft man die Bassflöte an. Im Orchester und in der Blasmusik ist die kleine Piccolo-Flöte sehr beliebt. Für Kinder gibt es noch eine kleine Flöte in Es. Diese ist zwar leichter zu halten aber klanglich und intonationsmäßig unbefriedigend. Eher bietet sich die normale Querflöte mit einem gebogenen Kopfstück zur Erleichterung der Haltung an.

BEIM KAUF EINER FLÖTE sollte man sich immer zuerst mit dem Flötenlehrer oder einem Fachmann besprechen.
Für den Anfängerbereich haben sich Modelle namhafter Hersteller wie Yamaha, Pearl oder Jupiter mit geschlossenen Klappen, vorgezogenem G und EMechanik
bewährt. Flöten der unteren Preiskategorie (bis 500 Euro) werden meist vernickelt. Da allerdings Nickelallergie eine weit verbreitete Krankheit ist und der ständige Kontakt mit Nickel diese Allergie auslösen kann, rate ich prinzipiell von vernickelten Flöten ab. Dies gilt insbesondere für Kinder!

EINSTEIGERN WÜRDE ICH daher eine versilberte Flöte nahe legen (ab 500). Noch besser sind Flöten mit einer Vollsilber-Mundlochplatte oder einem Kopf aus Vollsilber (bis 1000 Euro). Für fortgeschrittene Spieler empfehlen sich Flöten, die ganz aus Silber gefertigt sind (ab 1500 Euro). Vollsilberflöten klingen besser, ihr Preis ist allerdings höher. Dieser Klangunterschied ist für Einsteiger meist nicht so relevant.
Nach oben hin sind, was den Preis und die Verarbeitung des Instruments betrifft, keine Grenzen gesetzt. Diese teuren Flöten sind ganz oder in Teilen handgemacht.
Hervorragende Flötenhersteller sind neben den oben genannten beispielsweise die Firmen Muramatsu und Miyazawa.

Verstärker und Mikrofone
Ob eine Querflöte in einer Kirche über die Verstärkeranlage gespielt werden muss, sollte man immer direkt vor Ort entscheiden. Vor allem in kleineren Kirchen ist dies oft nicht nötig. Unverfälschter und schöner ist ihr Klang sicherlich ohne technische Beeinflussung.
Man kann sie aber jederzeit auch über eine Verstärkeranlage laufen lassen. Aus Bequemlichkeitsgründen wird sie dann oft über die ohnehin schon vorhandenen Gesangsmikrofone geblasen. Dabei empfiehlt es sich, das Mikrofon leicht schräg
von oben auf den Mund des Spielers zu richten. Natürlich gibt es auch Mikrofone oder spezielle Halterungen für Miniatur- bzw. Ansteckmikrofone z.B. von Beyerdynamic, Sennheiser oder AMT (Applied Microphone Technology), die sich an der Flöte befestigen lassen. Hier empfiehlt es sich jedoch, sich in einem Fachgeschäft beraten zu lassen.

Ratschläge für die Gestaltung neuer geistlicher Musik

  • Nie zwei Querflöten dieselbe Stimme spielen lassen!
  • Wenn mehrere Flöten gleichzeitig spielen, unbedingt vorher stimmen und auf die Intonation achten!
  • Flöte gerade in Wintermonaten in kalten Kirchen immer warm halten, da eine kalte Flöte tiefer klingt!
  • Nicht jedes Lied mit dem gleichen Ablauf spielen, Flötenstimmen flexibel einsetzen (nicht bei jedem Refrain mitspielen, oktavieren nach unten oder oben) und nicht immer nur die Melodiestimme mitspielen!
  • Schon einfache Flötenstimmen (z.B. Töne der notierten Akkorde verwenden) können einem Lied eine besondere Note geben.
  • Flötenstimmen eignen sich hervorragend für Vor-, Zwischen- und Nachspiele. So kann man Liedern leicht eine andere Struktur verpassen (nicht nur Refrain – Strophe – Refrain).
  • Bei unsicheren Sängern kann eine Flöte, die deren Stimme mitspielt, sehr hilfreich sein.

Matthias Heimler
Querflötist, Leiter der Band Charisma und der Jugendband der Pfarrei Dürnsricht-Wolfring, langjähriges MeV-Mitglied