Ein Lied mit allen Sinnen erleben
Siegfried Fietz – Mein Dank an Rolf Krenzer
Wir können es immer noch nicht fassen. Rolf Krenzer ist tot. Er war ein guter persönlicher Freund, sowohl menschlich, als auch künstlerisch. Seit der Todesnachricht und seinem Begräbnis hat mich eine tiefe Trauer ergriffen, die ich nach wie vor spüre.
Anfang der 80er Jahre hatte ich die erste Begegnung mit Rolf. Seitdem haben wir zusammen mehr als 300 gemeinsame Lieder geschrieben, er die Texte, ich die Musik. Viele unserer Songs sind in aller Munde, zum Beispiel ‚Gottes guter Segen‘. Nicht zu vergessen die Musicals und Singspiele, darunter das große Bühnenwerk über Wilhelm von Oranien.
Von Rolf habe ich viel gelernt, besonders von seinen pädagogischen Beweggründen und Einfällen. Durch ihn wurde mir klar, was es bedeutet, ein Lied mit allen Sinnen zu erleben. Für meine Konzerte und Seminare erfuhr ich die Chancen, die darin stecken, ein Lied nicht nur zu singen, sondern auch zu spielen, es zum Ausgangs- und Zielpunkt eines spielerischen
Abenteuers zu machen.
Dafür (und für vieles mehr) bin ich Rolf zu großem Dank verpflichtet. Sein Tod reißt eine große Lücke in die Reihe derjenigen, die Kinderlieder und religiöse Songs schreiben. Doch Rolfs Vermächtnis ist so stark, dass wir alle davon noch lange zehren können. Auch dafür bin ich dankbar.
Einen Monat vor seinem Tod hat er uns noch wunderbare Texte für Quechua Indianer – Lieder in deutsch geschrieben, die mit Angelika Marsch von den Wycliff Bibelübersetzern im Herbst veröffentlicht werden sollen.
Einer seiner Lieblingstexte war, so hat er es mir persönlich gesagt: ‚Waran waran pure. Meine Zeit liegt in deinen Händen‘:
Ich geh meine Straße,
weil ich auf dich schaue,
nicht nur meinen Füßen,
sondern dir vertraue.
Ich weiß nicht, wann wird mein
Lebensweg einst enden,
aber meine Zeit, Herr,
liegt in deinen Händen.
Auch ein Musical mit seinen Texten nach Oscar Wildes ‚Herr Riese und sein Garten‘, das wir im letzten Dezember bei der Fabi in Osnabrück uraufgeführt haben, wartet noch auf CD-Veröffentlichung. Auch diese Texte sind wie ein besonderes Vermächtnis.
Rolf wird mich auch in den nächsten Jahren begleiten. Unsere gemeinsamen Lieder, möchte ich in besonderer Erinnerung und Hochachtung an ihn und seine Frau Dagmar weitersingen.