Magazinarchiv: 1996

Expedition ins Öster-Reich


Zu ihrer 10. Geburtstagsparty hatte im August die österreichische Ausgabe von ‚musica e vita‘ eingeladen.

Vier Tage lang, vom 15. bis zum 18. August stieg im oberösterreichischen Kloster Kremsmünster das ‚Fest der Lieder‘.
Doch es sollten zur Feier des Jubiläums nicht nur die österreichischen Musik-Stars zu Wort und Lied kommen, sondern auch Gäste aus dem benachbarten Ausland.
Als deutsch-bayerische Abordnung hatte Jürgen Zach vier Musiker (Jochen Achhamrner vom MeV-Vorstand, Stefan Huber von ‚Sacroton‘, Olli Schill von ‚eigentlich‘ und Chris Stoiber von ‚Saitensprung‘) um sich geschart.
Eine halbe Stunde Programm brachten die ‚four4sometimes‘ in einer.erweiterten Fassung (es waren nämlich fünf) auf die Bühne. Natürlich alles selbstgemachte Stücke von Meister Zach persönlich.
Ihr Auftritt eröffnete das viertägige Fest. Und – es war ein guter Einstieg. Denn die Mischung aus Schlagzeug, Percussion, Baß, Solo- und Rhythmusgitarre mit Sologesang und ab und zu mehrstimmigen Backgroundchor erwies sich als niveauvoll, abwechlungsreich und stimmig. Außerdem wurde auch klar gemacht, daß die Abordnung aus Deutschland sich speziell für dieses Geburtstagsständchen aus den verschiedenen Gruppen zusarnmengefunden hatte, die Szene Bayern also doch einiges zu bieten hat.
Neben den Bayern trat als internationaler Beitrag auch noch Stefan Mascheroni und seine Gruppe ‚Game over‘ aus Bozen/Südtirol auf. Sie brachten einen Hauch Eros Ramazotti und Bella Italia in die Klostermauern. Ihr professioneller Sound, zum Teil aus dem Computer, klang kein bißchen nach Kircheng’sangl, sondern nach typischen Italo-Rock.
Die Lieder der an diesem ersten Konzert ebenfalls noch mitwirkenden österreichischen Gruppierungen war sehr unterschiedlich.
Gabi Tutschek, ‚die singende Krankenschwester‘, erinnerte mit ihrer eher konventionell gehaltenen Musik sehr an die musikalischen Anfangsjahre einer Kathi Stimmer. Sie ist eine der wenigen Frauen in der christlichen Musikszene Österreichs.
Der Wiener Hannes Ziegler schien wohl so etwas wie der Guru der österreichischen MeV-Szene zu sein: Alter Haudegen auf den Bühnen als Folkmusiker oder christlicher Liedermacher oder als musikalischer Helfer seiner SangeskollegInnen. Seine engagierten politischen Lieder mit religiösmoralischen Forderungen waren sowohl musikalisch als auch inhaltlich sehr interessant.
Überhaupt ist wohl MeV Österreich fest in Wiener Hand. Eine relativgeschlossene Runde verschiedener Liedermacher produziert und konzertiert. Es mangelt an Nachwuchs und Basisarbeit.
So war es auch nicht verwunderlich, daß sich nur relativ wenige (Dauer-)Teilnehmer an dieser viertägigen Veranstaltung einfanden.
Während abends verschiedene Konzerte stattfanden, lud MeV vormittags zu Workshops ein und nachmittags stand zum Beispiel gemeinsames Völkerball-Spielen auf dem Programm. Leider vermasselte das Wetter diesen verbindenden Programmpunkt.
Insgesamt ist als Fazit dieser ‚Expedition ins Österreich‘ zu sagen, daß sich die Abordnung aus unseren Landen sehr gut behauptet hat, sowohl während der offiziellen Veranstaltungen als auch danach. Außerdem konnte sie auch mit einem beruhigenden Gefbhl und der neuen Erkenntnis nach Hause fahren, daß MeV in Österreich zum Teil sehr gute Liedermacher hat, die Arbeit in Bayem aber auf breiter Basis geschieht und näher an den Jugendchören, Bands und Gruppen arbeitet.