Zum Thema Einbindung von Kindern in Gottesdienste fanden wir das Buch:
‚Gottesdienst feiern mit Kindern‘
Einige Auszüge daraus möchten wir als weiteren Input zum Artikel von Annelie Trögel beisteuern.
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Mensch und Fest
‚Die Menschen brauchen Zeiten, in denen sie abschalten können, in denen sie – befreit von Zwängen dieser Welt und losgelöst von deren Abhängigkeiten – das Eigentliche ihres Lebens entdecken und ihr Menschsein entfalten können.‘
Die Menschen gönnen sich Erholungspausen und genießen das Leben, weil sie merken, daß Arbeit nicht des Lebens letzter Sinn ist. Für einen gewissen Zeitraum wird die zweckgebundene, auf den Lebensunterhalt ausgerichtete Arbeit mit dem zweckfreien Spiel einer geselligen Feier vertauscht.
Es gilt, eine Festkultur zu entwickeln, in der den Kindern ein Raum überlassen wird, innerhalb dessen sie in zweckfreiem Spielen und Feiern das Leben als solches genießen und so als etwas Schönes und Erfüllendes erleben können. Dieser Raum darf – was Zeit, Ort und Inhalt angeht – nicht verzweckt werden. Dies gilt auch für Kindergottesdienste.
‚Das heißt konkret, daß Gottesdienste mit Kindern zunächst einmal als Feiern verstanden und gestaltet werden sollten. Sie sind von ihrem Wesen her gottesdienstliche Feiern und dürfen daher nicht vorrangig als Ergänzung des Schul- und Erstkommunionunterrichts gesehen werden.‘
Unsere Kinder haben ein Recht darauf, sich beim Gottesdienst in einem zweckfreien Raum bewegen zu dürfen; und zwar als Menschen und nicht in erster Linie als Lernende, auch wenn Kindergottesdienste im Rahmen der Eingliederung von Kindern in die Kirche eine wichtige Rolle spielen.
Gottesdienst und Gemeinde
Der Gottesdienst ist nicht einfach ein frommes Ritual, isoliert von den Schicksalen der Menschen. Jeder Gottesdienst ist Ausdruck des Lebens einer Gemeinde, eines Lebens, hinter dem die Begegnung zwischen Gott und den Menschen steht. Dies geschieht dadurch, daß miteinander gesungen, gebetet und das Wort Gottes gehört wird, um dann ggf. auch gemeinsam Eucharistie zu feiern. (Es gibt aber natürlich auch viele andere Möglichkeiten und Formen von Gottesdienstfeiern …)
Die Vorbereitung von Gottesdienstfeiern und ihre anschließende Feier haben gemeindebildende, gemeindeaufbauende Funktion. Bei Gottesdiensten mit Kindern doppelt:
in diesen Feiern geschieht für die kleinen Gemeindemitglieder Glaubenserfahrung und Glaubensweitergabe, indem die Kinder erleben, daß das Geschehen im Gottesdienst etwas mit ihrem Leben und ihrer Familie zu tun hat.
Die Rahmenbedingungen sind von Fall zu Fall neu zu bedenken …
Die Gemeinde
Der Ort
Der Zeitpunkt
Der Anlaß
Die vorbereitende Gruppe
Die Gottesdienstform
Als Hilfen für die vorbereitende Gruppe gibt es in der Literatur oder bei den Verantwortlichen der Pfarreien Publikationen zur Genüge. Das Problem ist oft die Umsetzung.
Wichtig ist dabei, daß alle Ebenen menschlicher Existenz angesprochen werden, damit die Versammelten ihren Glauben nicht nur in Wort, sondern mit Leib und Seele erfahren, austauschen und weitergeben können. Dazu gehören …
Sprachliche Elemente: Lesungstexte, Gebetstexte, Predigt(gespräch), meditative oder narrative Texte …
Sinnliche Elemente: Musik, Lieder, Bilder, Gegenstände, Gerüche, Essen, …
Bewegungselemente: Prozession, Tanz, Rollenspiel, Gesten und Gebärden, Körperhaltungen
‚Kindergottesdienste müssen einfach und durchsichtig gestaltet werden, damit sich die Kinder in ihm leicht zurechtfinden, die Inhalte verstehen und sich wohl fühlen können.‘
Leitsätze zum Kindergottesdienst (als Schlagworte)
- ein Aspekt als roter Faden
- nicht eine Illusion von einer heilen Welt
- nicht stillsitzen und zuhören, sondern aktive Teilnahme
- ganzheitliches Erleben-lassen
- Nachvollziehbarkeit von Texten, Lieder, Spielen
- Offenheit auf den Gemeindegottesdienst hin
- dem Alter, den Interessen und der geistigen Reife entsprechend in überschaubaren Gruppen
- Bandbreite der (Gottesdienst-) Formen ausschöpfen
- Einbeziehen der Kinder in die Vorbereitung
Musik und Gesang
Kinder denken ungebrochen ganzheitlich.
Ihre Sprache ist das Spiel, der Gesang, die Zeichnung, der Tanz.
Das Direktorium für Meßfeiern mit Kindern kommt dem kindlichen Bedürfnis nach möglichst ansprechender Beteiligung am Gottesdienst sehr entgegen. Es spricht ausdrücklich von der Förderung kindgemäßen Gesangs, der Verwendung volkssprachlicher Ordinariumsgesänge und von der Nützlichkeit des Einsatzes von Musikinstrumenten zur Liedbegleitung bzw. zur Meditation.
Musikalisches Tun ist sehr vielfältig und zählt zu den elementarsten Formen des menschlichen Ausdrucks: klatschen, stampfen, in einem bestimmten Rhythmus gehen, schreiten, hüpfen, klopfen, summen, lallen, trällern, pfeifen, rufen, singen …
Lieder sind klangvolle Einladungen zu vielfältiger Kommunikation, zu Meditation, zu Feier und Gebet in Familie, Schule und Gemeinde. Es liegt an uns, vertrautes Liedgut mit den Kindern zu pflegen und neue Gesänge nachwachsen zu lassen.
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aus:
Jeggle-Merz/Sauer/Schwenzer, Gottesdienst feiern mit Kindern – Werkbuch
Herder,1994