Kirche!

Immer wenn ich mit Bernie diskutiere, bleibt er am Ende Sieger. Da unterhalte ich mich neulich mit dem Bernie über Gott und die Welt, und natürlich sind wir über kurz oder lang beim Lamentieren, wie schlimm es doch um die Kirche bestellt sei und daß die Kirche doch selbst schuld sei an ihrem Zustand.
Und Bernie meint auch noch, daß es wohl das Beste ist, seinen Glauben zu behalten, aber die Kirche Kirche sein zu lassen. Denn ändern würde sich so oder so doch eh nichts. Alle, die die Nase voll hätten, setzt Bernie noch einen oben drauf, alle also sollten gefälligst aus der Kirche raus gehen oder zumindest nicht mehr rein‘ gehen, denn dann würden die da oben es schon merken, daß es nicht mehr lang geht wie es jetzt langgeht.
Bernie, das sei zu seiner Ehrenrettung gesagt, ist seit zwanzig Jahren Aktivling in der Kirche. Bernie, das sei auch dazu gesagt, schimpft schon seit zwanzig Jahren über die Kirche.
Immer wenn ich mit Bernie diskutiere, gehen mir die Argumente aus. Dann bleibt mir eigentlich nur noch zu sagen, wie toll ich es beim letzten Gottesdienst fand, bei dem 500 Menschen (junge wie alte) gemeinsam gesungen haben, gemeinsam gefeiert haben. ‚Ausnahmen!‘ erklärt Bernie lapidar. ‚Zufällig mal ein bißchen Action in der Kirche, zufällig mal ’nen Jugendgottesdienst erwischt. Das ist wie eine Sechs im Lotto, ziemlich gut und ziemlich selten.‘
Immer wenn ich mit Bernie diskutiere, bleibt er Sieger. Außer beim letzten Mal, da hab ich nämlich am Schluß gefragt, warum er denn noch immer was in der Kirche mache.

(Das ist die Pause, die in unserem Gespräch entstand.)

(Es war eine lange Pause.)
‚Schau,‘ meint Bernie endlich. ‚Wenn ich was mache, machen ein paar andere auch was, und wenn ein paar was machen, dann ist das doch schon was, und gefallen tut’s mir auch. Und den anderen. Und auch denen, die nichts machen und nur zugucken. Und vielleicht auch dem da ganz oben.‘ Er schaut nach oben. ‚Doch sicher,‘ setzt er hinzu.
Ein paar Pausen später meint er schließlich noch: ‚Ich tu’s ja nicht für die Kirche, ich tu’s ja für die Leute.‘
Und wieder hat Bernie diese Diskussion gewonnen.