Bernd Hackl in einem Artikel für die Zeitschrift des Evangelischen Popularmusikverbandes („Musik&Message“) – Sommer 2007
Mega-Event und Glaubensfest
Eindrücke vom Bamberger 1000-jährigen Bistumsjubiläum
Am 6. Juli Regen in Strömen, trübe Gesichter – doch kaum ist es Mittag, reißen die Wolken auf, und Gott hat ein ganzes Wochenende lang, bis Sonntag nachts, ein Einsehen mit den Bambergern bzw. ihrer Diözese und schenkt ihnen herrlichstes Wetter zu ihrem Heinrichsfest, das in diesem Jahr ganz besonders gefeiert wurde.
Eigentlich feiert das Erzbistum Bamberg ja ohnehin ein ganzes Jahr lang, bis zum 1. November 2007, dem Tag der 1000-jährigen Wiederkehr der Bistumsgründung durch das Kaiserpaar Heinrich und Kunigunde.
Die Bistumstage zu deren Festtag im Juli waren aber der Höhepunkt im Jubeljahr, und das sieht man schon am 74-seitigen Programmheft, das eigentlich eher an Kirchen- und Katholikentage erinnert.
So vielfältig wie dort ist auch das Angebot: festliche Gottesdienste, so genannte Lichtkantaten mit Illumination und Musik im Kaiserdom, ein vielfältiges Kulturprogramm (u.a. mit großen Open-Air-Konzerten, z.B. mit Wolfgang Buck, Maite Kelly oder „Texas Lightning“), thematische Foren und Workshops mit namhaften Podiumsgästen, ein eigenes Kinder- und Jugendprogramm, eine große Jubiläumsausstellung, eine Budenstadt mit Informationen zu Verbänden und Einrichtungen in der ganzen Diözese usf. – insgesamt also ein richtiger Mega-Event, und das im konservativ-beschaulichen Bamberg. Das Bayerische Fernsehen sendete daher am Samstag sogar zwei Stunden am Nachmittag live vom Fest. Und auch die Besucherfrequenz ließ zumindest am Sonntag keine Wünsche offen: Mehr als 20.000 Menschen drängten sich zu den Veranstaltungen, und allein der Festgottesdienst mit Kardinal Wetter aus München und etwa 20 Bischöfen aus der deutschen wie der Welt-Kirche zog um 9.30 Uhr bereits mehr als 10.000 Menschen auf den Domplatz.
[…] Nach über 20 Jahren Aufbauarbeit ist die diözesane „Werkstatt Neues Geistliches Lied“ längst zu einem der Hauptakteure im Bereich der musikalischen Jugend- und Gemeindearbeit geworden. Und die Basisarbeit mit Kindern und Jugendlichen ab 9 Jahren in den Pfarreien vor Ort wie in den zentralen Bildungshäusern zahlt sich aus: Über 200 Bands und Jugendchöre singen und musizieren im Bistum; das sog. Neue Geistliche Lied hat sich in Gottesdienst und Konzertleben etabliert. „NGL“ – eine Mischung aus Pop, Jazz, Rap, Gospel, ethnischer Musik und meditativen Gesängen (wie beispielsweise in Taizé) – ist ein fester Bestandteil der Kirchenmusik geworden und wird mit der (halben) hauptamtlichen Stelle eines NGL-Diözesanreferenten (zur Zeit Bernd Hackl) auch institutionell gewürdigt.
Daher war es ganz selbstverständlich, dass das NGL auch bei den Jubiläumsfeiern einen wichtigen Platz einnahm – bis hin zu der Ausgestaltung der Hauptgottesdienste:
Der schon traditionelle Motorradgottesdienst am Samstagnachmittag als Abschluss einer Sternwallfahrt von ca. 2000 Motorradfahrern aus Nah und Fern wurde mit Rock und Pop der „Bethlehem All Stars“ gestaltet. Bei der festlichen und doch schwungvollen Musik der Projektband der „Werkstatt NGL“ mit Blechbläserensemble unter Leitung von Bernd Hackl zur Wort-Gottes-Feier mit Erzbischof Dr. Schick zum Abschluss der thematischen Foren am Samstag wurde besonders darauf geachtet, dass die Lieder für eine bzgl. Alter wie sozialem Stand sehr gemischte Gottesdienstgemeinde nachvollziehbar sind und diese aktiv mitmachen lassen. Und auch beim zentralen Festgottesdienst am Sonntag wurde schließlich im bunten Rahmen klassisch-konventioneller Musik ein NGL gesungen, vorgestellt von einem 300-köpfigen Chor der Bistumschöre mit Bläsern und Band unter Leitung von Bernd Hackl.
Übrigens: Dass die musikalische Präsenz bei den Bistumstagen in ökumenischem Rahmen stattfand, ist in Bamberg klar:
Seit vielen Jahren pflegt man rege Kontakte zur evangelischen Popularmusik-Szene, wie erst neulich die Einladung der „Werkstatt NGL“ auf den Infostand des Popularmusikverbandes beim Kölner Kirchentag zeigte. Auf den großen Bühnen am Bamberger Dom- und Maxplatz, wo man in Kontakt mit der auch außerkirchlichen Bevölkerung treten konnte, sah man ein breites Spektrum von liturgischem Tanz über Musical bis Weltmusik. „Josua – nur die Freundschaft zählt“, eine moderne Version des Gleichnisses vom guten Hirten, setzten 30 Nürnberger Jugendliche unter Leitung von Kaplan Markus Wittal, in der Gemeinschaft Emmanuel auch international tätig, in Auszügen eindrucksvoll in Szene.
Der inzwischen international bekannte und weit gereiste Wendelsteiner Liedermacher und evangelische Pfarrer Johannes Roth (mit Konzerten in Singapur, Neuguinea, Dubai …) zeigte in einem eineinhalbstündigen Programm sein Gespür für Kinder und Familien mit einfühlsamen, aber dann auch wieder fetzigen Liedern zu Themen wie Selbstachtung, Lebensfreude und lebendiger Gottesbeziehung, die die Konzertbesucher nicht still sitzen ließen.
Die Gottesdienstgestaltung steht für die Eggolsheimer Kirchenband „Mica Salis“ im Vordergrund, die hochprofessionell bekannte „Klassiker“ wie neue Eigenkompositionen präsentierte und zum Mitsingen animierte; diese Gruppe wurde in einem diözesanen Band- und Chorwettbewerb 2004 zum Sieger gekürt und trat auch schon beim Bamberger Weltjugendtagsfest und bei Katholikentagen vor ganz großem Publikum auf.
Aber auch die Gospel-Szene kam nicht zu kurz: Mit den „Flames of Gospel“ war der 30 starke Stimmen zählende Chor der Kath. Hochschulgemeinde Bamberg präsent, und auch die in keinster Weise nachstehenden „Jesus Gospel Singers“ aus dem Dekanat Hof unter Leitung von Kerstin Lowak, bereits seit 10 Jahren im Auftrag des Herrn in Nordbayern und den angrenzenden Ländern unterwegs, brachten so richtig Schwung in die Zuhörerschar.
Neben den Auftritten auf den großen Bühnen wagte es Bernd Hackl mit einem sog. NGL-Zentrum in der kleinen Sandkirche auch erstmals, einen festen Anlaufpunkt für Freunde des NGL zu schaffen; Infostand, Präsentation des neuen Liederbuches „Cantate II“ und ein fortlaufendes Musikprogramm zum Zuhören und Mitmachen brachte dem interessierten Publikum die vielen Facetten des aktuellen NGLs nahe.
Während z.B. der „FeuersteinChor“ neue Pop-Songs und -Balladen zum Besten gab, zeigte die Gruppe „Achawa“ um Daniel Schmidt und Hannes Kessler ihre Vorliebe zu mitreißenden Latin- und Rap-Nummern. Von deren Leitern stammt übrigens auch das offizielle Mottolied zum Jubiläum, in einem deutschlandweiten Wettbewerb von der „Werkstatt NGL“ ermittelt: „Unter Gottes Sternenmantel“; mit diesem Lied wurde auch die Fernseh-Live-Sendung am Domplatz eröffnet. Die Mitglieder von „Kerygma“ aus Nürnberg demonstrierten, wie stimmig und wirkungsvoll christliche Verkündigung auch mit härteren Klängen aus der Rockmusik „funktioniert“.
Und Hackl präsentierte mit einem Projektchor neben Pop- und Gospel-Gesängen in einer Uraufführung Auszüge aus einer dem Bistum zum Jubiläum gewidmeten neuen Messe des Kirchenmusikers Hans-Jörg Böckeler aus Krefeld, die stilistisch Elemente der zeitgenössischen Musik mit solchen des Jazz zusammenbringt; poetische Einschübe von Norbert Lüchtefeld reflektieren das Jubiläumsmotto im Kontext des liturgischen lateinischen Messtextes. Insgesamt 15 Bands und Chöre aus der ökumenischen Region konnten sich am Programm im Zentrum beteiligen – eine gelungene Initiative!
Ein abschließendes Fazit aus der Sicht des NGLDiözesanreferenten:
Im Bamberger Heinrichsfest verband sich glaubwürdig Tradition und Moderne in einem großen Glaubensfest – und die gelungene Präsentation aktueller populärer Kirchenmusik war ein hoffnungsvolles Zeichen für die Lebendigkeit und Erneuerungsfähigkeit von Kirche heute!