Ein Kind schaut während des Gottesdienstes gebannt auf das Ewige Licht, zupft dann ungeduldig am Rock der Mutter und fragt: ‚Du Mami, wann wird’s denn endlich grün, damit wir heimgehen dürfen?‘
Wer seine Kinder in den Sonntagsgottesdienst mitnimmt, dem dürfte diese Frage so oder in ähnlicher Form nur allzu bekannt sein. Und ehrlich gesagt, ich kann sie gut verstehen. Zwischen 45 und 70 Minuten unverständliche Sprache, still sein, ruhig verhalten, Langeweile. Wenn ich in einem langweiligen Vortrag sitze und selbst nicht beteiligt bin, kämpfe ich in der Regel mit dem Schlaf und beim nächsten Mal versuche ich garantiert, mich davor zu drücken.
Aber eigentlich möchten wir doch unsere Kinder dazu erziehen, gerne in die Kirche zu gehen und aktiv Gottesdienst mitzufeiern! Wie also Abhilfe schaffen, was ändern, ohne grossen Aufwand zu betreiben?
Als begeisterte Anhängerin des NGL, als Mutter von zwei kritischen Kindern und als Löwenbändigerin von 70 engagierten Sängerinnen im Alter von 4 bis 30 Jahren möchte ich Euch heute einfach anregen und ermutigen, Eurer Phantasie einen kleinen Schubs zu geben.
Es gibt doch soooooo viele Möglichkeiten, Kinder aller Altersstufen in ganz normale Sonntagsgottesdienste zu integrieren, ohne gleich einen vollständigen Kinder- oder Jugendgottesdienst zu veranstalten.
Sicher wird in der einen oder anderen Gemeinde schon einiges in dieser Richtung unternommen. Doch immer noch gibt es jede Menge Kinder, die sich in der Kirche ausgegrenzt fühlen. Gerade die Musik bietet sich hier an, den Nachwuchs aus der Reserve zu locken oder der Langeweile ein aktives Miteinander entgegenzusetzen!
Beispiele
Deshalb habe ich mich mal ein bisschen umgehört und einige Beispiele zusammengetragen:
– Zum Vaterunser dürfen sich alle Kinder um den Altar stellen, geben sich die Hände oder machen Gesten dazu. Es gibt verschiedene Melodien zum Vaterunser, die für Kinder leicht zu erlernen sind.
– Zur Gabenbereitung, zum Friedenslied oder an anderer Stelle (je nach Thema) könnte man mit musikalischer Untermalung einen meditativen Tanz aufführen (örtliche Kindergymnastikgruppe oder Kindergartengruppe ansprechen).
– Auch für das Sanctus kenne ich Gesten zu einer einfachen Melodie (evtl. Kommunion-oder Firmgruppe dazu animieren).
– Kinder sind ja schon dankbar, wenn das eine oder andere Lied im GoDi mitgeklatscht werden darf.
– Auch habe ich noch nie eine Absage bekommen, wenn ich eine Kindergartengruppe eingeladen habe, im GoDi nur ein paar Lieder zu gestalten. Nebeneffekt war, dass auch die Eltern mitkamen.
– Wer eine Singgruppe zur Verfügung hat (oder ins Leben rufen möchte), hat natürlich noch wesentlich mehr Möglichkeiten. Es gibt ganz tolle, einfach zu lernende Singspiele, die man (im Einverständnis mit dem Pfarrer) gut als Predigtersatz einfügen kann. Auch vielen Erwachsenen gehen Worte mit einfühlsamer Melodie oft eher zu Herzen (und zu Kopf) als eine hochgeistige Erörterungen.
– Oder möchte es vielleicht jemand zum Bußakt mit einem sich langsam steigerndem Trommelwirbel versuchen (ist auch gut mit Percussioninstrumenten nachzuvollziehen)?
– Überhaupt gibt es in vielen Gemeinden junge musikalische Talente, die meistens gerne zur Gestaltung beitragen und individuell und abwechslungsreich einsetzbar sind.
Begeisterung weitergeben
Ich glaube, wer ein bisschen nachdenkt, dem fallen noch viel mehr Möglichkeiten ein, um Kinder auch musikalisch in den Gottesdienst einzubeziehen. Viele von uns sind doch vom NGL begeistert, aber ich glaube, wir dürfen nicht versäumen, diese Begeisterung rechtzeitig an die nächste Generation weiterzugeben!
Auch ein GoDi mit modernen, sinnvollen NGL, die aber keiner mitsingen kann oder darf, ist letztendlich für die Gemeinschaft und besonders für die Kinder fast genauso schlimm wie eine unverständliche lateinische Messe.
Und wer sagt, Kinder bringen Unruhe in die gottesdienstliche Zeremonie, der sollte sich mal klarmachen, dass Jesus sich von Kindern nie gestört fühlte. Für mich bringen Kinder durch ihre Spontaneität einfach Leben in die Kirche und dabei sollten wir sie unterstützen, so gut es nur geht. Sollte auch der Perfektionismus, nach dem mancher Kirchenmusiker strebt, in manchen Fällen nicht ganz erreicht werden, so sind doch leuchtende Kinderaugen ein hinreichender Ersatz dafür (für mich zumindest).
Mich würde interessieren, wie Ihr mit dieser Thematik umgeht und welche Vorschläge Ihr dazu habt. Kontaktstelle Musica e vita!