Dieser Erfahrungsbericht von Johannes Keßler zeigt, dass man mit Engagement, gutem Willen und ein bisschen Mut seine eigenen Kompositionen, Texte, Bilder, etc. selbst unters Volk bringen kann
NGL im Eigenverlag:
Der Schmißler & Kedt Verlag
Die kulturelle Vielfalt wird in Deutschland maßgeblich von der Existenz und dem Wirken unabhängiger Verlage geprägt. Sie wäre ohne die Kreativität und Innovation gerade der kleineren Verlage nicht denkbar.
Sie sind die nach Kostbarkeiten suchenden „Trüffelschweine“ der Verlagswelt, sie setzen Trends, sie können flexibel reagieren, sie entdecken neue Themen und/oder Autoren.
Oft sind es gerade die kleinen Verlage, die außergewöhnliche Projekte wagen und mit viel Engagement, Enthusiasmus und Risikobereitschaft auch umsetzen.“
Soweit Rolf Nüthen vom Arbeitskreis kleiner unabhängiger Verlage (AkV). Aber wer steht hinter diesen kleinen Verlagen? Warum kommt man überhaupt auf die Idee einen Mini-Verlag zu gründen? Und wie funktioniert dies dann in der Praxis?
Der Schmißler & Kedt Verlag ist so ein kleiner Verlag. Die beiden Gründer Johannes D. Keßler und Daniel A. Schmidt hatten 2005 eine NGL-Messe im lateinamerikanischen Stil – „Wege ins Leben“ – geschrieben und wollten dazu eine CD sowie Notenmaterial herausgeben. Nach einigen Erkundungen und verschiedenen Überlegungen zur Umsetzung dieses Vorhabens stand fest: am besten einen eigenen Verlag gründen! Doch mit diesem Entschluss begann das eigentliche Abenteuer. Viele Fragen standen im Raum: Wie gründet man einen Verlag? Kann man sich das überhaupt leisten? Welche Risiken gibt es? Was muss man alles beachten? usw. usw.
Zunächst mussten ein Name und eine Organisationsform gefunden werden. Die ohnehin schon schwere Namenssuche wurde dadurch erschwert, dass mit dem Verlagsnamen keine bestehenden Rechte verletzt werden durften. Aus der Kombination der Nachnamen Keßler und Schmidt entstand schließlich „Schmißler & Kedt“. Die gewerbliche Organisationsform sollte möglichst risikofrei sein, schließlich war der Verlag als reine Nebentätigkeit der damaligen Studenten gedacht. Man entschloss sich eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts mit beschränkter Haftung zu gründen – eine rechtliche Spezialform – quasi eine GmbH ohne Stammkapital (heute wäre eher eine Ltd. zu empfehlen). Am 01.01.2005 kam es so zur Gewerbeanmeldung des Schmißler & Kedt Verlags, Johannes D. Keßler und Daniel A. Schmidt VerlagsGbRmbH Erlangen. Als gemeldeter Kleinunternehmer ist man übrigens bei einem Jahresumsatz unter 19.000 EUR von der Gewerbe- und Umsatzsteuer befreit. Eine einfache Einnahmen-Überschuss-Rechnung beschert einen relativ überschaubaren Verwaltungsaufwand.
Nun konnte es also endlich losgehen. Es gab vieles zu erarbeiten und zu erlernen. Eine CD musste aufgenommen, Booklet und Label erstellt und layoutet, sowie eine Pressfirma ausgesucht und beauftragt werden. Außerdem galt es Drucksachen redaktionell vorzubereiten, die Noten zu setzen und eine Druckerei zu finden. Auch ein Verlagslogo und ein typischer Schriftzug wurden entworfen. Hinzu kamen Fragen der Finanzierung und Kalkulation, der Werbung und Vermarktung, der Rechtesicherung und -verwaltung, der Lagerhaltung und schließlich des Vertriebs. Auch der Umgang mit dem wichtigsten Arbeitsgerät – dem PC – erforderte viel Zeit der Einarbeitung, Optimierung und bescherte manchmal auch Verzweiflung.
Zusammenfassen lässt sich diese erste Produktion in der kurzen Formel: „Learning by doing!“ Die erste Publikation ist logischerweise immer die schwierigste, da Organisation und Arbeitsabläufe noch völlig neu sind. Im Laufe der Zeit verbesserte sich die Selbsteinschätzung, Organisation und Effektivität – Stress, Pannen und durcharbeitete Nächte gehören aber doch meist zum Alltag. Erleichternd wirkten sich natürlich die Unterstützung durch Familie, Freunde und Experten in verschiedensten Feldern aus. Letztendlich bleibt man als Eigen- oder Mini-Verleger aber immer sein einziger Angestellter, der im Prinzip für alles zuständig ist. Gute Kontakte und Mundpropaganda sind dabei für den Erfolg unerlässlich.
Die Messe „Wege ins Leben“ wurde ein großer Erfolg. Darauf aufbauend entstanden inzwischen viele weitere erfolgreiche Produktionen im Schmißler & Kedt Verlag. Ein wichtiger Faktor ist dabei eine Genre-Spezialisierung. Obwohl grundsätzlich offen für verschiedenste Produktionen ist der Schmißler & Kedt Verlag vor allem in der Nische „Neues Geistliches Lied“ tätig. Neben diversen Eigenpublikationen hat der Verlag auf diese Art und Weise vor allem Publikationen in Kooperation mit der Werkstatt NGL im Erzbistum Bamberg und anderen Organisationen aus dem kirchlichen Milieu herausgebracht. Höhepunkt dieser Entwicklung ist sicherlich die Mitarbeit am „Cantate II“. Der Schmißler & Kedt Verlag war für die Erstellung der kompletten Druckvorlage zuständig.
Dies beinhaltete Notensatz, Grafik und Layout ebenso wie die Beteiligung an Korrektur, Redaktion und Einarbeitung der Bilder und Rechteangaben.
Insgesamt erstreckte sich die Arbeit des Verlags über knapp zwei Jahre. Allerdings bildete das letzte halbe Jahr vor Drucklegung einen Schwerpunkt. In diesem Zeitraum glich die Nebentätigkeit teilweise einer Vollzeitarbeit. Das Ergebnis „Cantate II“ kann sich aber auch sehen lassen und muss den Vergleich mit Liederbüchern von professionellen Verlagen nicht scheuen.
Zum Abschluss noch ein kleiner Literaturhinweis für Interessierte: Manfred Plinke, Mini-Verlag, Autorenhaus Verlag. Hier findet man alles Wichtige zum Thema Eigenverlag.
Mehr Informationen zum Schmißler & Kedt Verlag finden sich unter: http://www.schmisslerundkedt.de (befindet sich noch im Aufbau!)
Johannes D. Keßler
http://www.schmisslerundkedt.de