… aus der Mittelbayerischen Zeitung vom 22.12.1999
Georg Ratzinger gegen Rockmusik in Kirchen
Ehrendoktor: Ex-Domspatzenchef in Rom ausgezeichnet
Rom/Regensburg: Moderne Rock- und Popmusik kann nach Ansicht des früheren Domkapellmeisters Georg Ratzinger kirchenferne Menschen nicht für den Glauben oder die Teilnahme an der Liturgie gewinnen. Zahlreiche Experimente hätten bewiesen, dass diese Hoffnung trügerisch sei. Erfahrungsgemäß fänden solche Bemühungen ein rasches Ende, wenn die erste Neugierde befriedigt sei, sagte der ehemalige Leiter der Regensburger Domspatzen am Montagabend in Rom, wo ihm vom Päpstlichen Institut für Kirchenmusik die Ehrendoktorwürde verliehen wurde.
Ratzinger hält die Herkunft der modernen Musik und ihre „Struktur im Bereich der Melodie, des Rhythmus und des Instrumentariums“ für „zu konträr“ zur Botschaft des christlichen Glaubens. Die in dieser Form des Musizierens „latent enthaltene Zielsetzung“ sei nicht nur dem Glauben, sondern „dem Humanum insgesamt fremd“. Ratzinger betont, er habe oft genug erlebt, wie sehr dagegen gregorianischer Choral und altklassische Polyphonie auch heute noch junge Menschen im Innersten treffen und berühren könnten. Der Prälat zitierte seinen Bruder, Kardinal Joseph Ratzinger, der über Rock-Konzerte geschrieben hatte, sie seien „Lust der Zerstörung“ und „Aufhebung der Schranken des Alltags“. Es handle sich um Praktiken, „deren Form der Erlösung dem Rauschgift verwandt und dem christlichen Erlösungsglauben von Grund auf entgegengesetzt“ sei.
Über die ihm verliehene Ehrendoktorwürde sagte der frühere Chef der Domspatzen, die Nachricht habe ihn „außerordentlich überrascht“. Er sehe darin in erster Linie ein Werturteil über die Institutionen, in deren Dienst er stand, vor allem über den Regensburger Domchor, dann aber auch über die Fachakademie für katholische Kirchenmusik und Musikerziehung in Regensburg. Ratzinger war von 1964 bis 1994 Domkapellmeister und Leiter der Regensburger Domspatzen. Daneben lehrte er als Dozent an der Kirchenmusikschule.