Magazinarchiv: 2000

Sonnenmusikant

Ein franziskanisches Liederbuch


Interessant finde ich manche sprachliche Neufassung von bekannten Liedern (z. B. Nr. 4 ‚Herr du bist mein Leben‘, Nr. 61 ‚Wes Geistes Kind seid ihr’…).Wer von uns erinnert sich nicht an den Bettelmusikant, dieses hosentaschenformatige Liederbuch für Lagerfeuer und sonstige Gitarrenabende?

Sonnenmusikant und Bettelmusikant haben aber wenig miteinander zu tun; einmal abgesehen von den Illustrationen, meist Bilder von singenden armen Bettelmönchen, Engelchen und manchmal göttlichen Bezug. Na ja, nett gemacht!

Aber nun zum Inhalt:

Ich schlage das Buch auf und finde zehn Kapitel mit 292 Liedern; diese sind aufgeteilt in Gottes- und Christusliedern, Eucharistiegesängen, Kirchen- und Segensliedern, Liedern von Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Vier Abschnitte, d. h. knapp die Hälfte der Lieder, sind franziskanisch geprägt (vertonte Texte von Franziskus und Klara, franziskanisches Stundengebet und über Heilige in diesem Bereich).

Auffallend ist die Vorliebe für Lieder von Winfried Heurich, sowie den Herausgebern Sieglinde Weigt und Helmut Schlegel. Es ist ja nicht einfach, die Rechte für die Lieder zu bekommen (der Strube-Verlag ist auch mit im Boot!). Außerdem lässt die Zusammenarbeit mit Hermann Grollmann (Würzburg) auf die Wichtigkeit der Kirchenmusik in diesem Liederbuch schließen.
Für Tanzbegeisterte gibt es ein Extra-Heft ‚Tanzbeschreibungen zum Sonnenmusikanten‘ (Strube Edition 1808/01).

Die Liedauswahl ist soweit o.k., für mich waren jedoch keine besonderen Überraschungen dabei. Wenige neuere und unbekanntere Lieder lassen mich nicht dringend zu diesem Buch greifen.

Qualität bei Papier und Druck liegt im Durchschnitt. Manche Akkorde sind leider etwas fein und klein geraten (einige Lieder werden ohne Begleitung angegeben). Die Leimbindung (und erster Gebrauch) lassen leider den Schluss zu, dass bald mit einigen losen Blättern zu rechnen ist.

Und was heißt das nun alles?

Wirklich empfehlenswert ist der Sonnenmusikant für franziskanisch geprägte Musiker/innen. Ansonsten werden wohl wenige danach greifen, dazu ist dieses Liederbuch einfach zu zielgruppenorientiert.
(Das ist auch der Grund, warum nicht der übliche MeV-Rezensions-Maßstab angelegt wurde!) Ansonsten ein nettes Liederbuch – nicht mehr!