‚Propheten sind wir alle, auch Du und ich‘ – ein NGL aus dem Musical Elisabeth von Thüringen von Pit Janssens und H. Schulze-Berndt. Kennen wir alle – klar. ‚Wenn wir mit kleinen Träumen Hoffnungskörner säen.‘ Kennen wir – klar, aber nicht alle.
Es ist die 5. Strophe des gleichen Liedes und beschreibt die Situation von einigen wenigen, die sich ernsthaft und ohne Vorurteile an die Etablierung des NGL machen (es könnte auch MeV gemeint sein …).
Das eben erwähnte Lied war eines von vielen, das beim Offenen Singen mit NGL am Tag der Offenen Tür in der ‚Kirchenmusikschule‘ zur Ehre kam. Ein Offenes Singen, das sich gewaschen hatte – echt super. Kunibert Schäfer und Franz Prechtl arbeiteten genau das heraus, was das Wesen und die Wirkung von NGLs ausmacht: Pep!
Was die beiden in kürzester Zeit aus den Interessenten (etwa 40 Personen) machten, war ein durchaus hörbarer 4-stimmiger ‚Jugendchor‘, der so manches Pontifikalamt zu einer Szene aus ‚Sister Act‘ machen hätte können. Ich hätte mich geärgert, hätte ich diese Stunde Vorführung ’so ghörts gmacht‘ nicht erlebt.
Das war sicherlich nicht das letzte Mal mit den beiden …
Aber warum tut sich dann das NGL so schwer, in der Kirchenmusik Fuß zu fassen ?
Ist es die Einschränkung, die im zweiten Teil der oben zitierten Strophe gemacht wird: ‚Wenn wir mit beiden Beinen auf dem Boden stehn.‘
Ich glaube nicht. Denn wenn zwei hauptamtliche Dozenten sich professionell mit dem NGL befassen und das auch an die Studierenden vermitteln, sind das doch Leute, die mit ihren Beinen auf dem kirchenmusikalischen Fundament stehen!
Aber warum tut sich dann so wenig? Die Antwort gab es zum Teil bei der vorangegangenen Podiumsdiskussion zum Thema ‚Kirchenmusik im Jahr 2000‘.
Was da zum Teil zu hören war, war schon abenteuerlich. Erstaunlich war aber, daß doch sehr viel Zeit mit der Diskussion um diese in kirchenmusikalischen Kreisen immer noch verpönten Musikform ‚vertan‘ wurde.
‚Von einer Offenheit dem NGL gegenüber zugunsten der Gemeindepastoral‘ war da die Rede und ‚von der liturgischen Ausrichtung und Eignung als der Grundlage und Voraussetzung für das NGL‘. Aber auch davon, daß man NGL z.B. nicht beim Hauptgottesdienst am Ostersonntag einsetzen könne, denn da müsse die musikalische Gestaltung schon passen …
Kurz gesagt – die Zeiten sind mittlerweile so, daß man sich auch offiziell mit dem NGL befassen muß. Berührungsängste – Platzhirschverhalten – Unsicherheiten im Umgang mit denen, die diese Musik machen, ohne besonders dafür ausgebildet zu sein ?
(Das war übrigens auch so eine Auffassung: ‚Man könne das NGL nicht Leuten überlassen, die von der Materie nicht so viel verstehen.‘)
Schade, daß gerade diejenigen, die sich per Amt mit dem NGL auseinandersetzen (müssen), nicht bei der im letzten MeV-Info erwähnten überdiözesanen Fachtagung waren. Das wäre nämlich der Platz gewesen, sich mit der Thematik und mit Personen vertraut zu machen und die vielen zum Dialog ausgestreckten Hände zu schütteln.
Es war schon erfreulich, daß der aus dem Chiemgau angereiste Diskussionsteilnehmer auch im Kreis seiner Kollegen auf einsamem Stuhl saß, als er meinte, daß alle Musik im Gottesdienst schlecht sei, die auf eine Steckdose angewiesen ist. (Wie schön, daß er noch jemanden hat, der seinen Blasebalg tritt: eine quasi ‚unplugged Orgel‘)
Wie gut tat da der Anruf vom Direktor der Kirchenmusikschule Herrn Hubert Velten bei MeV, der eine Kooperation auf dem Gebiet des NGL in Aussicht stellt. Tolle Aussichten für uns alle und unser Workshop-Angebot …
Auf allgemeine Zustimmung stieß der Schlußsatz aus dem Auditorium von Franz A. Stein, als es um die spärliche Entlohnung der Kirchenmusiker ging:
‚Wenn der Klerus (gemeint waren die Offiziellen der Diözesen) wüßte, was er an den Kirchenmusikern hat, dann würde die Bezahlung anders aussehen …‘
Dem sei aus meiner Sicht hinzugefügt: ‚Und wenn sie die pastoralen Chancen, die das NGL im Schlepptau hat, erkennen würden, dann würden sie alles daran setzen, diesem Sektor der Kirchenmusik den Stellenwert beizumessen, den junge Menschen für die Kirchen haben, nämlich Perspektive‘.