Ein guter Nachbar stellt sich vor:
Es begann im Juni 1961 mit dem vierten Internationalen Kirchenmusikkongress in Köln. Angesichts des unmittelbar bevorstehenden Konzils rückten Fragen einer Neugestaltung des Gottesdienstes und seiner Musik immer stärker in den Mittelpunkt der Diskussion. Der Kongress gab zwar verschiedene Anstöße, blieb jedoch in seiner Gesamtkonzeption eher konservativ. Dies bewog an der Reform interessierte Kirchenmusiker, 1962 in Crésuz/Schweiz eine eigene Arbeitstagung zu veranstalten. Zwei weitere Treffen in Mülheim/Ruhr (1963) und in Taizé (1964) schlossen sich an.
Gründung
Eine erste größere Tagung mit 275 Teilnehmern aus 33 Ländern wurde im August 1965 in Fribourg/ Schweiz abgehalten. Das Thema lautete:’Der Gesang in der liturgischen Erneuerung‘. Einer der Referenten, der Innsbrucker Liturgiewissenschaftler Josef A. Jungmann, beschrieb die neue Aufgabe der Kirchenmusik so:’Es ist nicht zu verwundern, wenn die vom Konzil beschlossene Reform der Liturgie in den Kreisen mancher Kirchenmusiker ein förmliches Erschrecken hervorgerufen hat. Das Erschrecken war begründet.
Aber nicht deswegen, weil nun eine große Vergangenheit begraben werden soll, sondern deswegen, weil nun eine neue und größere Zukunft beginnen soll.
Die Kirchenmusik soll nun ihren echten Beitrag zum Gottesdienst der Kirche schaffen. Die Studienwoche in Fribourg stieß auf breite Resonanz. Sie drückte auch der römischen Instruktion’Musicam sacram‘, die 1967 erschien, ganz wesentlich ihren Stempel auf.
Im April 1966 kam es in Lugano (CH) zur offiziellen Gründung von’Universa Laus‘. Der volle, in das Schweizerische Vereinsregister eingetragene Name lautet:’Universa Laus. Internationaler Studienkreis für Gesang und Musik in der Liturgie‘.
Das erste Präsidium bildeten Erhard Quack (Speyer), Luigi Agustoni (Lugano) und Joseph Gelineau (Paris). Dem Studienkreis schlossen sich weitere Kirchenmusiker, Liturgiker, Seelsorger und interessierte Frauen und Männer an, und zwar vorwiegend aus den Ländern West-und Südeuropas.
Weitere Veranstaltungen
In der Folgezeit gab es alljährlich eine Zusammenkunft, teils als öffentlichen Kongress mit mehreren 100 Teilnehmern, teils als Studientagung mit rund 100 Teilnehmern.
Themenschwerpunkte
Die Arbeit von UL besteht zu einem großen Teil darin, Beispiele für die musikalische Verwirklichung der Liturgiereform aus verschiedenen Sprachen und Kulturen auszutauschen. Zudem werden prinzipielle Fragen erörtert, auch in Auseinandersetzung mit Musikwissenschaft, Sozialwissenschaften, Semiotik und Linguistik.
Folgende Themen wurden u. a. behandelt: Welche Musik passt zu welchem Ritus? Wie wirkt Musik im kommunikativen Bereich? Was ist die symbolische Bedeutung von Singen, von Zuhören – und zwar in der Zeit der Massenmedien? Was bedeutet Feiern in der heutigen Gesellschaft? Aus der Reflexion darüber entstand der Wunsch nach einer grundsätzlichen Besinnung auf die Musik im Gottesdienst. So kam es Ende der 70er Jahre zur Arbeit an einem gemeinsamen
Text, dessen deutsche Fassung 1980 als Beilage in der Zeitschrift’Gottesdienst‘ (15/1980) erschien.
Universa-Laus-Dokument ’80 über die Musik im Gottesdienst
Daraus ein bezeichnendes Zitat:‘ 7.5 Musik im Gottesdienst kann sich nicht durch sich selber rechtfertigen – als reines Spiel, als ästhetischer Genuss, als Selbstzweck. Sie ist aber auch nicht bloß durch einen didaktischen, sozialen Zweck, als Mittel zur Entspannung zu rechtfertigen und auch nicht als bloße Begleitung eines Ritus oder dessen Vollzug.
Musik im Gottesdienst zielt letztlich immer auf den ganzen Menschen und dessen freie und geschenkte Begegnung mit dem Gott Jesu Christi in der Gemeinschaft der Glaubenden.‘ Später standen verschiedene Einzelthemen zur Debatte: z. B. Hochgebet, Litanei, Eröffnungsriten. Seit 1992 beschäftigte sich UL mit der grundlegenden Thematik: Leib – Stimme – Schrift (Schrift als geschriebenes Wort und als notierte Musik). D. h., man richtet die Aufmerksamkeit stärker auf die Person, den feiernden und singenden Menschen – ohne dass damit die kommunikative Seite vernachlässigt würde. Der Vorsitzende der deutschen Sprachgruppe ist der Innsbrucker Liturgiewissenschaftler Rudolf Pacik, dessen Rat beim Versuch der Messbuchreform und bei der Erarbeitung des kommenden Gotteslobes immer wieder geschätzt und gefragt wird. Diese Präsidentschaft drückt natürlich auch dem Verein seinen Stempel auf, der auf hohem und akademischen Niveau das Zusammenspiel von Musik und Liturgie stets von Neuem auszuloten versucht. Das möge als Hinweis dienen, dass unsere gewohnte Liturgie sich offenbar schwer tut mit moderner Musik. Die Frage reiht sich an: Wie viel Beweglichkeit dürfen zeitgenössische Musizierkünste, um zu gelingen, der Liturgie abverlangen?
Beim letzten internationalen Kongress von Universa Laus in La Pelouse war das Hauptthema ‚Psalmen und ihr Einsatz in nichteucharistischen Gottesdiensten‘.
Dort wollte zuerst einmal geklärt werden, wie die jüdischen Psalmen ‚christlich‘ wurden, so dass sie für unsere Gottesdienste sich eigneten.
Prof. Dr. Herbert Heine zeigte dann die Chancen und Gefahren verschiedenster Psalmvertonungen auf. Die bei uns bekannte zwei-teilige wechselchörige Psalmodie, die wir vom Gotteslob her kennen, lässt sich zwar relativ leicht im Gemeindegottesdienst umsetzen; sie birgt jedoch die Gefahr in sich, dass die Verse nur absolviert werden und der inhaltliche Verlauf eines Psalmes verschleiert
wird.
In einem weiteren Referat wurden französische priesterlose Gottesdienste vorgestellt, die sich anders als unsere deutschen Wort-Gottes-Feiern stärker am Tagzeitengebet orientieren.
Anmerkung der Redaktion: In seinen Publikationen erfährt man zunächst und eigentlich nichts über die Einstellung des Vereins Universa laus zum Neuen Geistlichen Lied.
Ganz weit allerdings können wir nicht auseinanderliegen.
Ich selber hatte schon einmal Gelegenheit von den Entzücklika Abendgesängen bei UL zu berichten und habe sehr offene und engagierte Menschen dort kennengelernt.