Der erste Songwriter, der uns hinter die Kulissen blicken läßt. Jedes seiner Lieder hat eine ganz eigene Bedeutung in seinem Leben: Wilfried Röhrig „findet‘ Lieder, v.a. für Kinder.
Beispiel:
Licht-Blicke. Ein weihnachtliches Sing- und Hörspiel 07.11.02
Treffen des Teams Kinderwortgottesdienst St. Marien, Viernheim, Sammeln erster Gedanken und Ideen: Licht, Scheinwerfer, hell und dunkel, Personen im Licht / im Schatten, Josef, … (zu Hause) Entwickeln eines Gesamtkonzeptes, Szenen Schreiben, Lieder Entwerfen, Korrigieren, Verbessern, … Erstellen der Rohfassung der Texte und Lieder
28.11.02
Treffen des Teams Kinderwortgottesdienst Vorstellen des ersten Gesamtentwurfes Überarbeitung > (vorläufig) endgültige Fassung; Nach einigen Proben mit den beteiligten Kindern und Erwachsenen …
24.12.02
Aufführung im Rahmen des weihnachtlichen familiengottesdienstes unserer Gemeinde
Februar / März 2003
Gespräche mit Lahn-Verlag und Felsenfest Musikverlag über eine Veröffentlichung in Kooperation mit unserem rigma Musikverlag
April 2003
Cover-Entwurf der Produktion (> Verlagsprospekte Herbst 2003)
Juli 2003
Letzte Korrekturen am Manuskript des Begleitheftes
Juli / August 2003
Studioaufnahmen
Arbeiten an Booklet, Inlaycard, CD-Aufdruck, …
Druck des Begleitheftes
September 2003
CD-Pressung
Auslieferung an den Handel
Verschicken der Beleg- und Besprechungsexemplare weitere Werbung (Flyer, Internet, Presse, …)
November / Dezember 2003
2-3 öffentliche Aufführungen
Ich gebe es unumwunden zu: Gleich bei den ersten Zeilen befällt mich ein Unbehagen, ich zögere. Lässt sich etwas ins Wort bringen, vielleicht sogar unter dem Anspruch „Zur Nachahmung empfohlen‘, was sich bei genauer Betrachtung schwer beschreiben und noch weniger erklären lässt? Gibt es nicht Vorgänge in dieser Welt, über die angemessener zu schweigen und zu staunen wäre statt sie zu erörtern und zu befragen? Doch allen Bedenken zum Trotz gibt es – wenn auch subjektiv gefärbt – etwas zu diesem Thema zu sagen, und zudem ist das Liederschreiben, Lied-Erfinden bzw. Lieder-Finden, ein wichtiger Bereich meines Lebens, über den ich gerne ein paar Dinge erzähle.
Wie geht das in der „Werkstatt eines Liedermachers‘?
Ich möchte meine Überlegungen in zwei Schritten vortragen: Zuerst möchte ich – im Zeitraffer – ein aktuelles Beispiel schildern, um dann im zweiten Teil einige allgemeine und grundsätzlichere Überlegungen bzgl. Liederschreiben und -veröffentlichen anzuschließen.
Anmerkungen/Beobachtungen/
Thesen
• Ein Lied ist wie ein Kind: es entsteht, reift, erblickt das Licht der Welt, wird wahrgenommen (oder auch nicht), erreicht Menschen und Herzen (oder auch nicht), zieht Kreise (oder auch nicht), wird in die Eigenständigkeit entlassen (oder auch nicht), …
• Lieder sind ein Teil meiner ganz persönlichen Welt. Sie sind durch und durch subjektiv. Lieder fallen ja nicht vom Himmel, sie entstehen in meiner Welt (außen und innen), mein Herz hängt daran, sie spiegeln meine Gedanken, Erfahrungen, Gefühle, Ideen, Hoffnungen, Ängste und Träume.
• Weil Lieder eine sehr persönliche Angelegenheit sind, ist auch der Umgang mit Kritik nicht einfach. Doch wenn sie den rein privaten Raum verlassen und verlassen sollen, dann ist die Bereitschaft zur kritischen Auseinandersetzung unumgänglich
• Jedes Lied hat einen ganz eigenen „Sitz im Leben‘, es entsteht an einem bestimmten Ort, zu einer bestimmten Zeit, atmet eine bestimmte Atmosphäre, hat (hoffentlich!) eine ganz bestimmte message. Deshalb hat auch jedes Lied eine ganz eigene Entstehungs- und Lebensgeschichte.
• Ein Lied entsteht in Kooperation von linker und rechter Gehirnhälfte:
Die rechte Gehirnhälfte ist zuständig für Kreativität, künstlerische Anlagen, Intuition, Ideen, Vorstellungsvermögen, Liedmelodien, … In der linken Gehirnhälfte sind verbale Äußerungen, Logik, Fakten, Analysen, geradliniges Denken, Liedtexte, … beheimatet.
• Deshalb ist für ein Lied sowohl Intuition („aus dem Bauch‘) als auch Rationalität („mit dem Kopf‘) wichtig. Ersteres ist nicht beeinflussbar. Entweder man / frau hat es (sozusagen als Geschenk Gottes) oder man / frau hat es nicht.
• Was die Rationalität und damit vor allem die textliche Seite angeht, da fließt einiges zwar „aus der Hand‘, aber ohne die „Anstrengung des Begriffes‘ (Kant) geht es nicht. Da muss ich schon genau hinschauen, ob die verwendeten „Bilder‘ stimmig sind, ob der Sprachfluss gegeben ist u.a.m. Anders gesagt: Ein Liedtext ist nicht schon deshalb, weil er fromm ist oder bedeutungsschwer daher kommt, ein guter Text! Da wünschte ich mir bei einer Menge der sog. Neuen Geistlichen Lieder mehr Sorgfalt.
• Jedes Lied ist eine Einheit von Musik und Text – sollte es zumindest sein. Beides gehört zusammen. Auch hier bedarf es zuweilen der Mühe, bis diese Einheit gefunden ist. Dieser Reifungsprozess kann wenige Stunden dauern, manchmal aber auch Wochen und Monate.
• Lieder fallen in gewisser Weise vom Himmel. Der Geist Gottes ist „wie ein Erfinder‘ heißt es in einem gängigen NGL.Lied-Erfinden und Lieder- Finden ist also eine eigene Art von Geisterfahrung, von Gotteserfahrung.
• Bevor ein Lied in die größere Öffentlichkeit (z.B. in die Gemeinde) gelangt, ist es gut, es in kleinerem Kreis schon mal zu testen. Spricht es an? Wird spontan mitgesungen? Ist der Text verständlich? Kommt die „message‘ rüber?
Mir ist in dieser Richtung die eigene Familie eine große Hilfe. Da höre ich Klartext „ohne Filter‘ und natürlich auch – direkte oder indirekte – Zustimmung. Wenn dann über Tage oder Wochen ständig bestimmte neue Melodien nachgesungen werden, dann weiß ich: alles klar, die Nummer ist gut!
• Damit ein Lied weitere Kreise ziehen kann, ist eine übersichtliche und gute Vorlage wichtig. Ich schreibe z.B. meine Lieder, sobald sie fertig sind und öffentlich gesungen werden sollen, mit dem Programm Capella 2002 am PC auf. • Soll das Lied auf einem Tonträger erscheinen, sollte aus meiner Sicht auf eine gute, professionelle Produktion Wert gelegt werden. Anders gesagt: Ich habe im Laufe der Jahre schon eine Menge CD’s aus dem Bereich des NGL gesammelt – und die wenigsten sind wirklich gut produziert.
Ausblick
Lieder sollen keine fertigen Antworten geben, sondern die Sehnsucht wecken. (frei nach Hermann Hesse)
„Vielleicht hält Gott sich einige Dichter (ich sage mit Bedacht: Dichter!), damit das Reden von ihm jene heilige Unberechenbarkeit bewahre, die den Priestern und Theologen abhanden gekommen ist.‘ (Kurt Marti)
Vielleicht sucht und hält sich Gott auch einige Texter und Komponisten. Ganz auszuschließen ist das ja nicht. Auf jeden Fall wäre es uns und der Kirche Gottes insgesamt zu wünschen.
Wilfried Röhrig, Viernheim
Wer mehr über Wilfried Röhrig wissen möchte, dem sei seine homepage empfohlen:
http://www.wilfried-roehrig.de