Warum andere meinen könnten, das NGL sei tot
Der Hit-Schreiber Thomas Quast wundert sich über eine (Un-)Art, das Neue Geistliche Lied wahrzunehmen.
(bei der 19. Überdiözesanen Fachtagung NGL, Münster, 25.2.2007)
Beim 96. Deutschen Katholikentag in Saarbrücken (24.5. – 28.5.2006) gab es auf Initiative von Dr. Peter Hahnen, Referent für Ministrantenpastoral und musisch-kulturelle Bildung bei der afj, ein viel beachtetes Podiumsgespräch; Anlass hierfür war die bei anderer Gelegenheit von dritter Seite geäußerte These „Das NGL ist tot“, die verschiedene Nachsprecher gefunden hatte.
Das vorgenannte Podiumsgespräch brachte Erkenntnisse – ebenso wie weitere Gespräche und Erlebnisse im Verlauf des Jahres 2006. Diese Erkenntnisse, soweit sie schriftlich gefasst sein können, seien hier kurz dargestellt.
1. Es gibt Menschen, denen gefällt das (NGLs, Sacro-Pop und so) einfach nicht, es widerspricht ihrem ästhetischen Empfinden, es ist für sie keine „wahre Kunst“. Ein Grund mag hier – je nach individuellem Lebenslauf – eine „Negativ-Sozialisation“ bezüglich NGLieder sein – so wie bei den meisten hier (bei der Überdiözesanen Fachtagung NGL) „Positiv-Sozialisation“ mit NGLiedern stattgefunden haben dürfte.
2. Diese Positiv-Sozialisation führt zum nächsten Punkt. Für viele hier dürfte nicht nur die Musik, sondern auch der Text wesentlich sein, und sind es zudem auch die Kontexte, die zählen: der konkrete liturgische Kontext, der Glaubens- und Lebenskontext, der Kirchenkontext in der „ecclesia semper reformanda“ – ist es die Sehnsucht nach einer (nachkonziliar) menschenfreundlichen, lebendigen, geschwisterlichen, solidarischen und ökumenischen Kirche.
3. Wem an Vorgenanntem nicht so viel liegt, wer vielleicht sogar ausdrücklich dagegen ist, dürfte an NGLiedern als – so möchte ich es nennen – „authentischer, gesungener und lebendiger Alltagsumsetzung des II. Vatikanischen Konzils“ nicht viel liegen, vielmehr dürfte er sich vielleicht sogar explizit wünschen: „Ach, wäre das NGL doch tot!“
4. Und dann gibt es die Enttäuschten, die dem Schwung der 60er, 70er und 80er Jahre nachtrauern, die sich in der Eiszeit (…) wiederfinden und deren Sehnsucht nach einer lebendigen Liturgie noch nicht abgestorben ist. Und die den Jetztzustand (auch) den nicht immer perfekten NGLiedern ankreiden. Doch die NGLieder sind „nur“ Elemente in einer konkreten Liturgie und können in einem veränderten gesamtkirchlichen Umfeld auch nicht allein den Schwung und die Energie früherer Jahre am Leben halten.
5. Also: Schauen, von wem die Totsagungen kommen. Die Menschen ernst nehmen, nicht aber alle Worte für reflektierte Weisheit.
NGLieder sind ein zentrales Medium einer menschenfreundlichen Liturgie.
Auch 2007. Und darüber hinaus.