Herz-Jesu-Missionar / Pastoralpsychologe Dipl.Theol. / Lic.Theol. Oase Steinerskirchen 86558 Hohenwart
Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Es hängen viele Erlebnisse und Begegnungen an diesen Buchstaben. Namen und Gesichter fallen mir ein.
NGL- Es steckt für mich viel Herzblut darin
Was mir NGLs bedeuten, das wird durchsichtiger, wenn ich meinen Weg damit ein bißchen beschreibe…
Als Jugendlicher im Alter von ungefähr 16 Jahren spielte ich schon 8 Jahre Klavier und 2 Jahre Klarinette. Musik war für mich etwas Großartiges und Wichtiges. Etüden, Sonaten und das wohltemperierte Klavier gehörten ins Wohnzimmer, die Märsche und Weisen mit der Klarinette ertönten im Musikverein der Gemeinde. Damals bin ich nach Schwierigkeiten mit Lehrern in ein Internat gewechselt, um dort meine Schullaufbahn zu Ende zu bringen. Ich hatte mich gleich an einige gute Freunde gehalten und bin zu den Pfadfindern gegangen. Und dort – in der DPSG – habe ich in Gruppenstunden und Gottesdiensten meine ersten Erfahrungen mit Neuen Geistlichen Liedern sammeln können.
Die erste Band
Es dauerte nicht lange, und wir hatten mit Gleichgesinnten eine Band zusammen: eine Verstärkeranlage war vorhanden, ebenso eine alte Heimorgel, Kabel und ein paar Mikrofone und Ständer. Wenn es darum ging Neues auszuprobieren und zu wagen, waren wir bei der Internatsleitung gerngesehene Bittsteller. Das war ein großer Vorteil, und ich bin heute sehr dankbar für diese Unterstützung unserer ersten Schritte.
Orgel und E-Piano, Schlagzeug, Baß und E-Gitarre, das war unsere Besetzung; ein paar gutmütige Leute brauchten wir immer noch zum Schleppen, denn der Probe-Raum lag im obersten Stockwerk der Schule. Wir gestalteten Schul- und Jugendgottesdienste; mit Tanzmusik am Wochenende wurde hin und wieder das Taschengeld aufgebessert.
Frischer Wind in die Kirche
Lieder von Peter Janssens, Ludger Edelkötter, Gen Rosso,… das war unsere NGL-Welt. Einen besonderen Eindruck hatte damals eine Aufführung des „Cirkus Mensch‘ mit Pit Janssens und seinem Gesangsorchester hinterlassen. Wir haben in dieser Zeit nachgespielt, improvisiert und Neues ausgedacht. Es hatte einfach Spaß gemacht. Und es war für uns eine Möglichkeit frischen Wind in die Kirche zu bringen. Mit den Texten der Lieder konnten wir uns anfreunden; da waren kein mittelalterlicher Muff und keine unverständliche Mystik zu orten. Die Musik bzw. der Stil kam von uns! – und wir hatten mit Experimenten nicht gespart. Eine Instrumentalversion von „je taime‘ im total überfüllten Jugendgottesdienst…, das hatte schon was!
Nach der Schulzeit blieb die Liebe zu Neuen Geistlichen Liedern, und ich hatte mich mehr und mehr daran gewagt, selbst Texte und Melodien zu schreiben.
Nach dem Abitur war ich bei den Herz-Jesu-Missionaren eingetreten/lebte in Münster-Hiltrup und hatte nicht weit nach Telgte zu Pit Janssens. Wir saßen oft zusammen, haben über Musik, unseren Glauben und über die Kirche geredet, von Idealen geträumt… und ich habe von ihm viel gelernt. Leider ist dieser „Vater‘ des NGL viel zu früh gestorben…
Mein erstes „richtiges‘ Lied,
das ich heute noch gut finde, im Herbst 1982 entstanden:
Runter, vom Baum. Das war die Wurzel für ein ganzes Stück:
„Runter vom Baum, Zachäus! -ein biblisches Singspiel nach Lukas‘. Es wurde beim Katholikentag 1984 in München St. Elisabeth uraufgeführt.
Über die Studentenzeit hinaus und heute, als Priester in einer Ordensgemeinschaft bin ich der Liebe zum Neuen Geistlichen Lied treu geblieben. Ich sinne nach und schreibe, ich versuche meinen Fragen und Antworten im Glauben eine Gestalt zu geben. Die Lieder sind für mich eine Möglichkeit, über meinen Glauben nachzudenken, von ihm zu erzählen und zu singen.
Gedanken, die heute zeitgemäß gesagt werden müssen, brauchen ein Kleid, das sich sehen lassen kann. So verstehe ich meine Arbeit als „Macher‘ von Neuen Geistlichen Liedern. Und es ist ein wunderbares Gefühl, wenn andere Menschen mit einstimmen und die Lieder singen.
Vom Leben und Glauben
Ein Erlebnis, das ich so schnell nicht vergessen werde, erinnert mich an die Ministrantenwallfahrt nach Rom im verangenen Sommer: das sitzen Jugendliche zusammen an einem Brunnen in der Ewigen Stadt, zwei spielen Gitarre, sie singen mit Begeisterung „mein‘ Wallfahrtslied, ich setze mich dazu, singe mit, wir lachen uns an und freuen uns, keiner kennt mich und weiß, daß ich das Lied schon etwas länger kenne, ich spüre, daß die Botschaft des Liedes ankommt, wir verabschieden uns… einfach schön!
Neue Geistliche Lieder gehören in die Kirchen und auf die Straßen, erzählen sie doch vom Leben und vom Glauben. Sie machen deutlich, daß wir Christen noch eine Vision haben „vom neuen Himmel und einer neuen Erde‘.
Immer wieder mache ich die Erfahrung, daß Lieder anstecken können, weil ein Funke überspringt. Ich meine damit nicht eine vordergründige Begeisterung nach Art einer seichten „Halleluja-Hüpferei‘, wie es sie leider Gottes auch im Bereich des NGL immer noch gibt.
Ernster Charme eines gelebten Christseins
Es geht dabei um mehr: um ein tiefes Gefühl des Verständnisses füreinander und darum, daß wir Menschen uns so auch von Gott verstanden fühlen. Gute Neue Geistliche Lieder schaffen es, unser Leben mit all seinen Facetten zur Sprache und in die Melodie zu bringen:
Glück, Freude, Angst, Trauer, Dankbarkeit, Sehnsucht, … und vieles mehr. Und das hat etwas mit Gottes gutem Geist zu tun.
Uns Textern und Komponisten ist es aufgetragen darauf zu achten, daß sich in unserer komedy-geschädigten Gesellschaft in unseren Liedern kein Un-Sinn oder seichtes Geplapper wiederfindet, sondern der ernste Charme eines gelebten Christseins.
So will und werde ich an dieser Lieder-Welt, den Neuen Geistlichen Liedern, weiter mit bauen, solange ich es kann und mir die Ideen nicht ausgehen.