Warum am heißesten Wochenende des Jahres singen?
Ein Kaplan gab den Anstoß dazu! Ein ganzes Jahr war bereits vergangen, seitdem sich eine singfreudige Gesellschaft, acht Mädels und Jungs im Alter von 13 und mehr Jahren, zusammenfand, um Gottesdienste in der eigenen Pfarrei musikalisch zu gestalten. Man probierte vieles aus, schaffte diverses Equipment an und stellte der Singgemeinschaft eine besetzungsdynamische Begleitband zur Seite, die es ermöglichte die Anfangsschwierigkeiten aufzufangen und von Gottesdienst zu Gottesdienst die Attraktivität zu steigern. Feste Mitglieder sind der Gitarrist Peter Irler, der auch für alle technischen Dinge zuständig ist und Leiter Matthias Utz an den Tasten.
Attraktivität soll nun nicht bedeuten, wer mit den besten Klamotten aufwarten kann, tolle Stimmen zum Vorzeigen hat und damit sonstwievielstimmig gospelig im Gottesdienst singen kann, sondern alleiniges Ziel sollte es sein, eine feiernde Gottesdienstgemeinde zum Singen zu animieren und mit ihnen ansprechende, textlich zeitgemäße Lieder zu singen, bei denen sie jederzeit eingeladen ist, mitzusingen oder mitzutun. Die Freude, die die Sänger zweifellos am gesungenen Wort Gottes haben, sollte überspringen. Der Gottesdienst beginnt daherschon mit dem gemeinsamen Kennenlernen der Lieder (Liedblatt, Liederbuch), um den Besuchern auch eine Chance zum Mitsingen zu geben. Ein Gottesdienst ist kein Konzert, das muß für jeden Leiter eines NGL-Chores maßgeblich sein. Sicher der Chor singt stellvertretend auch für jeden einzelnen, aber den anderen im Gottesdienst keine Chance auf Mitwirkung zu lassen, geht am Gottesdienst absolut vorbei…
Alles in allem bedarf der Aufbau einer ’singfreudigen Gesellschaft‘ zum Chor einer Arbeit in kleinen Schritten, von der die individuelle Schulung der Sänger am meisten Zeit in Anspruch nimmt. Immer wieder wurde Chorprobenzeit in Einzelstimmbildung investiert und nach einem Jahr zeigen sich bereits erste Erfolge, die das Konzept bestätigen. Das Blattsingen verbessert sich, der Klang öffnet sich zunehmend und die neuen geistlichen Lieder lassen sich dadurch erst gestalten.
Jeder einzelne Sänger braucht ein sicheres Gefühl in der Gruppe. Singen ist nach wie vor eine sehr subektive Sache und der Sänger gibt sein innerstes Preis. Eine erfahrene Ablehnung oder Verspottung sitzen tief. Von daher sollte bei einem Ausschluß eines Sängers aus stimmlichen Gründen sehr behutsam vorgegangen werden und die Möglichkeit eines Wiederkommens in Aussicht gestellt werden. Es ist nicht verwunderlich, daß der ersehnte Chorklang, der begeistert und im Gottesdienst mitreißt, erst dann zustande kommt, wenn auch die Chormitglieder sich selbst ‚grün‘ sind und aufeinander zugehen können. Weihnachtsfeiern, Eis und Pizza sind zwar hilfreich, aber doch sehr kurzatmig. Freundschaften und ein Bewußtsein für den Chor können am Besten bei einem Freizeitwochenende mit viel Musik aller Sparten entstehen. Von daher ist die Einzelstimmbildung ein Weg, Vertrauen zu schaffen, damit sich jeder auch in einer Gruppe heraustraut!
Bei der Vorbereitung des Wochenendes für ‚akzente‘ Kümmersbruck war es wichtig, möglichst vielerlei Stücke zu proben und jeden einzelnen individuell weiter zu fördern. Aus der Vielzahl der mitgebrachten Stücke konnte dann, zum Teil aus der Situation heraus ein passendes herausgegriffen werden, und geprobt werden. Vor jeder Chorphase (vormittags und nachmittags je zwei Stunden) sollte ein kurzes Spiel die Kreativität und Zusammengehörigkeit fördern.
Musikpädagogikstudentin Cornelia Ferstl, Amberg, hatte sich dazu ihre Gedanken gemacht. Die Abende wurden nur zum Teil fest geplant. Am ersten Abend fand ein Nachtgottesdienst – nur für den Chor – auf dem Eggenberg statt (bis zur Kirche mußte ein halbstündiger Weg mit Fackeln zurückgelegt werden), der sehr zum Gelingen des Wochenendes beitrug.
Der Gottesdienst sollte in freier Form stattfinden und so wurde explizit z.B. kein Gloria-Lied vorbereitet. Als dann P. Alfons im Gottesdienst dann doch um ein geeignetes Lied bat, konnte der Chor spontan einen vierstimmigen Liedsatz auswendig singen, dessen Einstudierung schon einige Zeit zurücklag. Beeindruckt von diesem Erlebnis und Staunen über einen selbst, war während der verbleibenden Tage eine außerordentliche Bereitschaft und Willenskraft zu spüren, die die Gruppe unwahrscheinlich prägte und zu Neuem motivierte. Die Einzelstimmbildung wurde nicht als ‚peinliches Übel oder Pausenkiller‘ angesehen, sondern erkannt: Singen macht damit deutlich mehr Spaß.
An einem Nachmittag war als weiterer Ansporn eine interne Aufnahme von einigen alten und neuen Stücken angesetzt. Instrumentiert mit Gitarre, Querflöte, Klavier und Percussion kam eine Aufnahme von drei Stücken (geistlich/weltlich) zustande, die sich jeder Teilnehmer mit nach Hause nehmen durfte. Ziel und Zweck war, das bisher erarbeitete Ergebnis einmal selbst zu hören und beurteilen zu können. Am nächsten Tag konnte darauf aufgebaut werden und die Ensdorfer Probentage am zweiten Augustwochenende waren ein gelungener Abschluß eines ersten Probenjahres. Wer die Jugendchorband ‚akzente‘ einmal live hören möchte – alle Infos gibt es bei musica e vita.