Die Lieder, die Alexander Bayer zusammenstellt, sind abwechselnd sanft, ernst, mild ironisch und intelligent sensibel. Das Projekt Entzücklika ist in seiner Art ziemlich einzigartig: der überaus klare Sound, die großen Melodiebögen, das Augenzwinkernde, und die Art und Weise, wie der Liedermacher biblische Beobachtungen in moderne Sprache übersetzt. Das Publikum wird schnell einbezogen. Richtig anspruchsvoll werden die Abendgesänge, die immer wieder ein Blick auf den Morgen riskieren, wenn sich Entzücklika gleichzeitig mit den Engagierten solidarisiert, die ihre Kirche im Dorf lassen wollen und doch weit über die aktuelle Kirchenkrise hinaus schaut und der Zerbrechen der alten Strukturen nicht wirklich bedauert. In den Liedern von Alexander Bayer hat die Neugier mehr Platz als die Nostalgie und der Aufbruch mehr Bedeutung als das Beklagen. So werden die Lieder schnell auch zu einer persönlichen Anfrage an eigene Lebensentwürfe. Der Liedermacher Bayer findet seine Lieder im normalen Alltagsleben, im Lesen der Bibel und in den mystischen Momenten einer ansprechend gefeierten Liturgie. Kein Wunder, dass Entzücklika immer wieder mit dem Katholischen Bibelwerk auftritt oder mit dem geistlichen Autoren Pierre Stutz. Entzücklika ist mit seinen Mitteln eher sparsam und überrascht die Zuhörenden mit Vielfalt. Die mitspielenden Musikanten wissen den sie umgebenden liturgischen Raum einfühlsam zu bespielen. Am Ende bleibt unentschieden, ob es sich bei den Abendgesängen um ein geistliches Konzert oder um einen musikalischen Gottesdienst handelt. Die Gestaltung der Kostenbeteiligung ist entsprechend unscharf: es gibt keine Eintrittskarten, aber einen Spendenrichtpreis von ca. 8,- Euro.
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